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Ausstellung Raum 6b

Infrastruktur Industrie Militär

Parade großer Projekte

Während große Pläne die erwünschten Ziele andeuten, prägen Großprojekte den Raum der Großstädte unmittelbar. In Berlin waren das zunächst Industrieanlagen, Häfen, Truppenübungsplätze, Zentren der Wissenschaft und Krankenhausanlagen, später auch Riesenkraftwerke, Flughäfen, ein Messegelände und – jenseits der Grenzen Berlins – eine Filmstadt. All diese großen Projekte förderten oder behinderten die Entwicklung ihrer Umgebung. Es handelt sich um Sonderzonen, die meist nicht oder nur sehr eingeschränkt öffentlich zugänglich sind. Sie sind daher auch, wie Militärgebiete, oft unsichtbar – selbst auf Plänen. Durch die aktuelle Neuorganisation des Systems der Flughäfen werden die Gewichte der Metropole neu verteilt. In Siemensstadt und Grünheide festigen sich neue industrielle Kerne. Militärzonen werden zu Wohngebieten. Güterverkehrszentren im Umland verweisen auf die räumlichen Folgen des digitalen Zeitalters. Berlin und Brandenburg, so zeigt sich, sind vollständig voneinander abhängig.

Viele Erfolge der Neuberliner Politik, wie die Zusammenfassung der Verkehrsmittel, die Einrichtung des größten Flughafens der Welt, der Bau des größten Binnenhafens Mittel- und Ostdeutschlands, der Neuaufbau der Werke, die Einrichtung des Fleischgroßmarktes, die moderne Ausgestaltung der Entwässerung, die systematische Förderung der Landwirtschaft und des Gartenbaues, die neue Bauordnung, die Messe- und Ausstellungseinrichtungen, sind erst durch die Bildung der Einheitsgemeinde Berlin ermöglicht worden.

Gustav Böß, Oberbürgermeister 1919–1929
Berlin von heute.
Stadtverwaltung und Wirtschaft.
Berlin 1929

Technische Universität Berlin

SOOKI und Matthias Koeppel Galerie SMK
Die rückwärtige Fassade des Hauptgebäudes der TU Berlin (rechts) und die Fassade des Physikgebäudes (links), 2020. Die das Bild beherrschende, in Coronazeiten menschenleere Hertzallee, früher Kurfürstenallee, war in der Nachkriegszeit zu einem Parkplatz verkümmert. Sie soll nach der vollzogenen Neugestaltung wieder zum attraktiven Rückgrat des wertvollen historischen Freiraums werden.
Foto Thomas Spier, apollovision

Die Groß-Berliner Wissenschaftslandschaft ist weltberühmt, schon in der Kaiserzeit. Die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt- Universität), die Technische Hochschule zu Berlin (heute: Technische Universität Berlin), die Kaiser- Wilhelm-Institute (heute: Max-Planck-Institute) und die Forschungseinrichtungen auf dem Telegraphenberg (heute: Wissenschaftspark Albert Einstein), vier herausragende Wissenschaftszentren, sind in und um Berlin verteilt: in der Berliner Mitte, in Charlottenburg, in Dahlem und in Potsdam. Die Technische Hochschule Berlin förderte den legendären Aufstieg des Neuen Westens. Als das Hauptgebäude 1884 eröffnet wurde, erhob es sich noch in einer verschlafenen Peripherie. Als Groß-Berlin 1920 geschaffen wurde, war das umliegende Gebiet bereits weitgehend geschlossen bebaut und hatte sich den Titel „Industriegebiet der Intelligenz“ verdient. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein gewaltiges Wachstum der Technischen Universität Berlin ein, das mit dem Ideenwettbewerb von 1968 einen planerischen Höhepunkt erreichte. Doch diese Pläne blieben – zum Glück – Papier.

Truppenübungsplatz Döberitz

Der Truppenübungsplatz Döberitz westlich von Spandau ist in besonderer Weise mit der Geschichte Groß-Berlins verbunden. Er wurde 1895 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. als riesiger Truppenübungs- und Paradeplatz eingeweiht. Zuvor hatten Wälder und Einwohner weichen müssen. Um den neuen Platz besser an Berlin anzubinden, wurde 1911 die neue Heerstraße eröffnet. Damit entstand eine der Hauptachsen von Groß-Berlin: die Westachse, die am Stadtschloss ihren Ausgang nahm. Im März 1920, während des Kapp-Putsches, marschierte die in Döberitz stationierte Freikorps-Brigade Ehrhardt in Berlin ein – ein Ereignis, das die Berliner den zeitgenössischen Presseberichten zufolge mehr bewegte als die Gründung von Groß-Berlin. In der NS-Zeit wurde das Gelände groß ausgebaut, außerdem wurde dort das Olympische Dorf angelegt. 1947 richtete sich die sowjetische Armee auf dem Platz ein – und blieb bis 1992. Seither wird das Gebiet unterschiedlich genutzt – ein Teil durch die Bundeswehr, aber auch Pflanzen, Tiere und Bewohner sind zurückgekehrt.

Truppenübungsplatz Döberitzer Heide, Mai 1914. Auf dieser als Erinnerungsfoto bezeichneten Postkarte schweben vier Militärangehörige über die Kasernenlandschaft.
Wikimedia Commons

Siemensstadt

Siemensstadt 2.0: Das Büro O & O Baukunst gewann 2020 den internationalen Wettbewerb für einen neuen Campus zum Forschen, Produzieren und Wohnen. Anfang 2021 soll Baubeginn sein.
Visualisierung O & O Baukunst

Kaum ein Unternehmen hat die ehemals größte Industriestadt des Kontinents so geprägt wie Siemens, vor allem in Zeiten Groß-Berlins. Mit dem Kauf eines ausgedehnten Gebiets am Nonnendamm im Jahr 1897 begann die Geschichte eines einzigartigen Industriestadtteils – der Siemensstadt in Spandau. Nach der Bildung von Groß-Berlin wurde der Stadtteil unter Federführung des Architekten Hans C. Hertlein beträchtlich ausgebaut. Damals entstand auch die Großsiedlung Siemensstadt nach einem städtebaulichen Konzept von Hans Scharoun – heute Weltkulturerbe. Während der NS-Zeit konnte Siemens seine Produktion auch mithilfe von Zwangsarbeitern ausbauen. Wegen der Berlin-Blockade zog das Unternehmen 1949 nach München. Heute plant das Weltunternehmen im Bereich der alten Siemensstadt eine modellhafte „neue Siemensstadt“. Auch die stillgelegte Siemensbahn soll reaktiviert werden.

Gesundheitsstandort Buch

Das weltweit berühmte Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung mit Direktorenwohnhaus und Mitarbeiterwohnhaus in Buch, erbaut von 1929 bis 1931. In dem erhaltenen Ensemble von Carl Sattler im Stil der Neuen Sachlichkeit wurde bedeutende Grundlagenforschung betrieben. Im Nordosten von Berlin war von 1898 bis zum Ersten Weltkrieg eine prächtige Heil-Stadt mit Gartenanlagen und Bauplastiken entstanden. Die Pläne für Lungensanatorien, ein Altersheim, damals sogenannte Irrenanstalten und Betriebsgebäude entwarf Ludwig Hoffmann, der Berliner Baustadtrat für Hochbau in den Jahren von 1896 bis 1924. Über einen Vorortbahnhof war Buch mit Berlin verbunden. Während der Weimarer Republik wurde der Standort, nun Teil von Groß-Berlin, weiter ausgebaut. In nationalsozialistischer Zeit wurde Buch zu einem Ort der Zwangssterilisation und des Massenmords. Zu DDR-Zeiten war es ein Gesundheitszentrum von nationaler Bedeutung und erhielt weitere Bauten, etwa für das Robert-Rössle- Institut. Heute gehört der Campus Berlin-Buch wieder zu den großen internationalen Gesundheitszentren, nicht zuletzt durch die Gründung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin im Jahr 1992.

Foto Wolfgang Bitter; LDA Berlin

Flughafen Tempelhof

Der Flughafen Tempelhof war der erste bedeutende Flughafen im Berliner Großraum. Das stürmische Wachstum der Großstadt verdrängte das Militär von dem dortigen Truppenübungsplatz und umschloss den riesigen Freiraum innerhalb der Ringbahn. Der Flughafen wurde 1923 eröffnet. Träger der 1924 gegründeten Berliner Flughafen- Gesellschaft war neben Preußen und dem Reich auch Groß-Berlin. Der seit 1927 mit der U-Bahn erreichbare, extrem zentrumsnah gelegene Flughafen wurde rasch zur wichtigsten Luftdrehscheibe Europas. Ab 1936 entstand dort nach Plänen von Ernst Sagebiel das damals größte Bauwerk der Welt. Während des Zweiten Weltkriegs war das Gelände ein riesiges Zwangsarbeiterlager. 1948 / 49 erlangte es internationale Berühmtheit – als Ort der Luftbrücke für das eingeschlossene West-Berlin. Der 1951 wiederaufgenommene zivile Flugverkehr wurde nach der Inbetriebnahme des Flughafens Tegel 1975 eingestellt, 1981 erneut aufgenommen und nach der Wiedervereinigung der Stadt 2008 endgültig eingestellt.

Versorgungsflugzeuge während der Blockade
Berlins auf dem Flughafen Tempelhof, 1948 / 49.
akg, Nr. 72043
Das ehemalige Flughafengebäude, vom heute für die Öffentlichkeit zugänglichen Flugfeld aus gesehen, 2020.
Foto Thomas Spier, apollovision

Westhafen

Im Jahr 1923 wurde eines der wichtigsten kommunalwirtschaftlichen Projekte Groß-Berlins eröffnet: der Westhafen, lange Zeit der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands. Als Träger des Hafens wurde auf städtische Initiative und mit städtischer Beteiligung die Berliner Hafen- und Lagerhaus AG (BEHALA) gegründet. Der Hafen ist über den Hohenzollernkanal, den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und den Westhafenkanal mit Elbe und Oder verbunden. Der Bau der Hafenstadt startete bereits 1914, die Fertigstellung des ersten Abschnitts verzögerte sich aber bis 1923. Die gesamte Anlage mit dem turmbekrönten Verwaltungsgebäude als Mittelpunkt wurde durch den Berliner Stadtbaurat für Tiefbau Friedrich Krause geplant. Viele Bauten der ersten Phase entwarfen die Architekten Richard Wolffenstein und Wilhelm Cremer. Der Westhafen verlor in den letzten Jahrzehnten seine Schlüsselrolle als Güterverkehrsknotenpunkt Berlins. Aber weiterhin beherrschen die mächtigen Verwaltungs- und Speichergebäude die Hafenlandschaft, Zeugen des industriegeschichtlichen Erbes von Groß-Berlin.

Westhafen, 2020. Eines der drei Hafenbecken wurde 2001 zugeschüttet. Neben dem Hafenbetrieb nutzen kulturelle Institutionen (wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz), das Amtsgericht Mitte mit seinem Grundbucharchiv oder Möbelgrossisten die historischen Speicher als Lager.
Foto Thomas Spier, apollovision
Blick auf das bis heute alles beherrschende, mit Eisenklinkern verblendete Hauptgebäude der Hafengesellschaft BEHALA, 2020.
Foto Thomas Spier, apollovision

Messegelände

Auch die Messe ist eine Schöpfung von Groß-Berlin. Auf ihrem jetzigen Standort startete sie 1924 mit der Ersten Großen Deutschen Funkausstellung. Der fast 150 Meter hohe, nach Plänen des Architekten Heinrich Straumer errichtete Funkturm wurde 1926 zur Dritten Großen Deutschen Funkausstellung in Betrieb genommen. Ein umfassendes Gestaltungskonzept für die Messe von Hans Poelzig und Martin Wagner aus den Jahren 1929 / 30 konnte nur fragmentarisch umgesetzt werden. Die 1931 eröffnete Bauausstellung war die wichtigste Werbeausstellung des Bauwesens in Berlin und bildete zugleich den Auftakt für die überregional beachteten Bauausstellungen in Berlin. Nach einem Brand im Jahr 1935 erhielt das Areal mit den Bauten von Richard Ermisch bis 1937 seine markante Gestalt. Heute präsentiert sich das im Jahr 1979 um das Internationale Congress Centrum (ICC) bereicherte Gelände als Ansammlung von Hallen, tangiert von Schnellstraßen. Der Vorteil einer innerstädtischen Messe ist zwar noch erhalten, ihre städtebauliche Schönheit ist aber mehr als angegriffen. Eine umfassende Aufwertung des Messegeländes einschließlich einer neuen Nutzung des ICC und einer neuen Gestaltung des Westkreuzes ist eine der großen Aufgaben der Zukunft.

Ein Tourismus-Plakat zeigt die Gebäude von Richard Ermisch von 1937. Die Bauten aus dieser Zeit und auch die aus den 1950er Jahren stehen heute unter Denkmalschutz.
Historisches Archiv zum Tourismus HAT, TUB

Hochschulstadt

Städtebaulicher Wettbewerb Hochschulstadt, Entwurf von Otto Kohtz, 1937. Der Vorschlag zeigt deutlich den Geist einschüchternder Herrschaftsarchitektur.
AM TUB, Nr. 9831

Die Hochschulstadt war eines der größten Projekte der nationalsozialistischen Diktatur in Berlin. Als ausschreibende Institution fungierte der Generalbauinspektor der Reichshauptstadt, Albert Speer. Ziel des Wettbewerbs war die Zusammenfassung sämtlicher Berliner Hochschulen zu einer neuen „Berliner Reichsuniversität“, die das „repräsentative westliche Einfahrtstor der Reichshauptstadt“ bilden sollte. An dem Wettbewerb nahmen 700 Architekten aus aller Welt teil, Preisträger wurden jedoch nie ermittelt. Kurz vor dem Wettbewerb wurde der Grundstein zur Wehrtechnischen Fakultät der Technischen Hochschule Berlin gelegt – als Auftakt zum Bau der Hochschulstadt, ja zur Neugestaltung der Reichshauptstadt überhaupt. Die Arbeiten wurden bis 1944 fortgeführt und dann eingestellt. Nach dem Krieg wurde über dem Rohbau gut 20 Jahre lang der Schutt kriegszerstörter Häuser aufgetürmt. Das Ergebnis ist der höchste Berg Berlins, der 114 Meter hohe Teufelsberg.

Filmstadt Babelsberg

Angestachelt vom Vorbild der 1937 eröffneten Cinecittà in Rom, war in Babelsberg mit Unterstützung von Joseph Goebbels eine Propagandastadt geplant, die Filmstadt Babelsberg, das „Filmzentrum Europas“, das sich bis Drewitz erstreckt hätte. Das Projekt wurde in die Planungen des Generalbauinspektors Albert Speer integriert. Die Bauarbeiten begannen 1938, blieben aber bald liegen. Der auffälligste Neubau war das von 1938 bis 1943 errichtete Präsidialgebäude des Deutschen Roten Kreuzes, ein kriegsrelevantes Projekt, heute ein Universitätsgebäude. Im Krieg verwandelte sich das Gelände in eine Stadt der Lager. Nach dem Krieg diente das mächtige DRK-Gebäude der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland und ab 1952 als Eliteschule für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR.

Das ehemalige Präsidialgebäude des Deutschen Roten Kreuzes, heute Teil des Universitätscampus Griebnitzsee, Potsdam. Der große Bau am S-Bahnhof Griebnitzsee ist ein Relikt der geplanten, aber nie realisierten Filmstadt während der nationalsozialistischen Diktatur.
Foto Harald Bodenschatz

Flughafen Schönefeld/BER

Der neue Flughafen Berlin Brandenburg BER von Südwesten, September 2019. Zwischen dem ersten Spatenstich im September 2006 und der Eröffnung im Oktober 2020 vergingen 14 Jahre. Wenn auch ursprünglich nicht so geplant, wird der neue Flughafen Berlin Brandenburg BER im 100. Jahr der Gründung von Groß-Berlin eröffnet werden! Das passt aber auch, denn kein städtebauliches Projekt wird die Gewichte der Metropole so stark verändern wie der neue Großflughafen. Innerhalb Berlins ist bereits ein neuer Entwicklungskorridor erkennbar, der den östlichen Spreeraum nach vorne rückt. Das Gleiche gilt für das Land Brandenburg, das mit Schönefeld einen neuen Boom-Raum erhält. Historisch ist der Flughafen – wie viele andere Orte der Metropole auch – Spiegel der wechselvollen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Er startete 1934 als Werksflughafen der Henschel- Werke im Dienst der nationalsozialistischen Luftwaffe. 1947 wurde der Werksflughafen auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland zum zivilen Hauptflughafen der DDR ausgebaut. BER soll nun die Flughäfen Schönefeld und Tegel ablösen.

Foto Günter Wicker, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Flughafen Tegel

Der Flughafen Tegel war eine Antwort auf die sowjetische Blockade der Versorgung der Westsektoren im Jahr 1948. Damals wurde durch die französische Besatzungsmacht ein neuer Flughafen eingerichtet, der den Flughafen Tempelhof bei der Luftbrücke entlasten sollte. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte das Gelände bereits der Erprobung der Luftschifffahrt gedient. 1930 wurde es als Raketenschießplatz genutzt. Der zivile Luftverkehr begann 1960, der charakteristische Flughafenbau wurde von 1965 bis 1975 errichtet. Die zunächst für 2012 geplante Einstellung des Flugbetriebs verzögerte sich freilich um etliche Jahre, aber 2020 ist es schließlich so weit – coronabedingt ohne angemessene Abschiedsfeier. Dann beginnt eine neue Phase mit einem Projekt der Tegel Projekt GmbH, das einen neuen Stadtteil mit bunter Mischung aus Wohnen, Lernen, Arbeiten und Forschen zum Ziel hat. Auch die Beuth-Hochschule soll dort eine weitere Heimstatt finden. Zusammen mit der neuen Siemensstadt wird die „Urban Tech Republic“ Tegel den Nordwesten Berlins stark verändern.

Nach der Schließung des Flughafens Tegel soll dort ein neuer, gemischt genutzter Stadtteil entstehen: das Wohnviertel Schumacher Quartier“ und „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“ zur Entwicklung urbaner Technologien.
Grafik Tim Dinter, Campus Berlin TXL

Güterverkehrszentren

Die Versorgung einer Metropole ist eine große Herausforderung, die vor 100 Jahren nicht zuletzt mit der Anlage des Westhafens erfolgreich bewältigt wurde. Ohne Umschlagplätze zur Verteilung der Güter kann keine Metropole überleben. Auch in dieser Frage ist Berlin auf Brandenburg angewiesen. Neben dem immer noch wichtigen Westhafen tragen im Umland Berlins vier große Güterverkehrszentren (GVZ) zur Sicherung der Versorgung bei: Wustermark (West), Großbeeren (Süd), Freienbrink (Ost) und Schönefelder Kreuz. Sie gehören zu den jüngsten Großbausteinen der Metropole. In den Zentren werden die Waren umgeladen: zwischen Schiene und Straße, im besten Fall auch noch vom Wasserweg und aus der Luft. Dort arbeiten Unternehmen unterschiedlicher Branchen zusammen. Attraktiv sind die Zentren von außen nicht, ihre Arbeitsabläufe aber faszinierend.

Luftbild des Güterverkehrszentrums Ost in Freienbrink.
LEG

EUREF-Campus Berlin

Der EUREF-Campus (Europäisches Energieforum) gehört ebenfalls zu den jüngeren großen Projekten Berlins von überregionaler Bedeutung. Er ist das Werk privatwirtschaftlicher Initiative des Architekten Reinhard Müller und hat das Ziel, Lösungen für die Stadt der Zukunft zu finden, die Energiewende zu fördern und auf dem Gelände auch selbst umfassend vorzuführen. 2007 begründet, hat sich der Campus auf einem weit älteren Gelände eingenistet, das ab 1871 der Gasversorgung diente. Das Leitbauwerk des Campus ist daher ein 1910 errichteter Gasometer. Daneben gibt es weitere bemerkenswerte sanierte historische Bauten, etwa des bedeutenden Architekten Alfred Messel. Auf dem Gelände wirken heute zahlreiche Unternehmen sowie Lehr- und Forschungseinrichtungen, die sich nachhaltiger Entwicklung verschrieben haben, darunter auch die Technische Universität Berlin. Seit 2017 ist der Campus Referenzort der Smart-City-Strategie des Landes Berlin.

„Messelbau“, 2020. Seine ursprüngliche Gestalt ist durch spätere Überformungen kaum noch erkennbar. Er dient heute als Veranstaltungsort.
Foto Thomas Spier, apollovision

Tesla Gigafactory

Das gerodete Areal der zukünftigen Tesla Gigafactory bei Grünheide, Februar 2020.
Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg in der märkischen Gemeinde Grünheide ist ein Wunschprojekt mit hochtrabendem Namen, das neueste Großprojekt, das das Gesicht der Metropole prägen könnte. Laut Plan sollen hier bereits Ende 2021 Elektro-Autos produziert werden. Noch gibt es keine Baugenehmigung, aber es wurden schon vorbereitende Arbeiten durchgeführt. Der Standort ist markant: gleich hinter Erkner, ganz in der Nähe des Güterverkehrszentrums Freienbrink, in Sichtweite des äußeren Autobahnrings und in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens BER. Ein Erfolg der Region im weltweiten Wettbewerb um Zukunftstechnologien! Allerdings verzögerte das Coronavirus das Bauvorhaben: Die gesetzlich vorgeschriebene Bürgeranhörung konnte zunächst nicht wie geplant stattfinden. Auffällig ist, dass sich alle beteiligten Stellen der öffentlichen Hand bemühen, das große Industrieprojekt gemeinsam und rasch voranzubringen – ein gutes Signal.

Foto Ralf Roletschek, GFDL 1.2 only