Killinger & Westermann Architekten Standort: Berlin www.killingerwestermann.de Team: Friedrich Killinger, Dipl- Ing., AK 10025; Peter Westermann, Dipl. Ing. AK 09062; Elisa Franceschetti, Merle Heitmann Landschaftsplanung: Killinger & Westermann Architekten, Landschaftsarchitektur
Die Grün- und Grenzzüge Die Zukunft der Stadt und ihres Umlands wird von vielen einzelnen Gemeinden und Bezirken gesteuert – ein Resultat der historischen Entwicklung Brandenburgs. Berlin wuchs als Brücke zwischen den Doppelstädten Berlin und Cölln und den brandenburgischen Dörfern; heute wächst es zu einer Metropolregion zusammen. Das ganze Mosaik entsteht. Es wird zudem vom dynamischen Wachstumsmotor der Stadt befeuert. Der Bau der Schienen durch die Mark Brandenburg wurde dagegen zentral gesteuert und machte nicht an Ländergrenzen halt. Bis heute profitieren wir von dieser früh angelegten hervorragenden Infrastruktur. Die Anlage der Kanalisation durch James Hobrecht erforderte eine Einbeziehung der Flächen im Umland; städtische Versorgungsbetriebe entstanden, Krankenhäuser wurden in die Wälder verlegt. Künftig wird sich der neue Flughafen als Erfolg der Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg zeigen. Eine nächste Aufgabe, so glauben wir, wird in der Freihaltung der Trassen für eine neue Magnet-Schwebebahn als Ringbahn um Berlin liegen. Für die die weitere Entwicklung der Metropolregion wird aber ein starkes Leitbild benötigt.
Das Wachstum lenken. Wir glauben, dass nicht das Wachstum selbst geplant werden kann, sondern dass es einen lenkenden und eingrenzenden Rahmen dafür geben muss. Dieser Rahmen soll als Leitbild der zukünftigen Entwicklung dienen. Die Grün- und Grenzzüge. Das Leitbild der Grün- und Grenzzüge – der Neuen Stadtkanten – legt die Flächen fest, die nicht bebaut werden und bewusst als Landschaftsräume von der urbanen Blockstadt bis in die Landschaft reichen. Ein Leitbild, das nicht auf die Infrastruktur begrenzt ist, sondern auch die Zusammenarbeit in der Erreichung einer Kunstlandschaft der Grenz- und Grünzüge umfasst. Das Leitbild bezieht sich bewusst auf die Schmuck- und Grenzzüge von Lenné. Geplant wird nicht, wo die Stadt wächst, sondern wo sie nicht wachsen soll. Große Bereiche werden freigehalten und definieren die Ränder der Bebauung. Zugleich entstehen hierdurch grüne Landschaftsräume und Parks, die bis in die Stadt hineinreichen. Die Planung der Grünräume legt die zukünftige Fläche für die Stadt und für das Berliner Umland in Brandenburg fest. Aufgabe muss sein, diese Grünschneisen von Bebauung freizuhalten und sie durchgängig zu verbinden, so dass sie als Ganzes in der Lage sind, einen Austausch von Stadt mit Landschaft zu ermöglichen: Luftschneisen, Wander- und Fahrradrouten von der Innenstadt bis in die Landschaft. Eine Landschaft aus Städten, Dörfern und Siedlungen. Das weitere Wachstum soll ermöglicht werden. Randbezirke: Neue Bebauungspläne werden eine dichtere und höhere Bebauung vorgeben. Vorbild sind die Innenstadtkieze, hier jedoch mit nur vier Geschossen. Die Verdichtung nach innen: Wir wollen uns keine Flächenverschwendung mehr leisten. Wir recyceln den Baugrund und nutzen ihn besser aus! Das schont Ressourcen, verringert die zusätzliche Versiegelung und nutzt die vorhandene Infrastruktur. Die einzelnen Mosaiksteine wachsen zusammen. Aber die Eigenheiten werden bestehen bleiben. Sie bilden die Identitäten der jeweiligen Orte. Innerhalb dieses Leitbilds kann die Stadt in ihrer Vielfältigkeit weiter wachsen. Die Vielfalt der Stadtformen Berlins ist einzigartig. In den verschiedenen Wachstums- und Zerstörungsphasen hat sich eine Vielzahl unterschiedlicher urbaner Strukturen etabliert. Neue Kieze: Die verbleibenden Räume und Grenzen bilden die zukünftigen Stadtviertel. Ringbahn als Transrapid verbindet die Vorstädte. Eine neue Ringbahn soll die Vorstädte untereinander vernetzen und so die Entwicklung fördern. Wir schlagen vor, die Magnet-Schwebebahn als Ringbahn einzusetzen. Ringförmige Alleen verbinden die vielen Inseln und Teilzentren der Metropole untereinander und entlasten die Innenstadt. Diese neuen Alleen können parkähnliche Wege für Scooter, Spaziergänger und Fahrradfahrer sein, begleitet von Wasserläufen, Kanälen und Bäumen sowie der schnellen öffentlichen Ringbahn. Beispiele für die Zusammenarbeit Berlin-Brandenburg: Die Heidekrautbahn wird reaktiviert. Die Reaktivierung der Heidekrautbahn in unserem Vertiefungsgebiet schafft eine wertvolle Anbindung und Vernetzung der städtischen Wohngebiete mit dem Brandenburger Umland. Tatsächlich sind acht weitere Projekte der nahen Verbindungen geplant.
Plan 2 A + B Wilhelmsruh. Hier untersuchen wir die weitere Entwicklung der Stadt. Die vorhandenen Kleingartenanlagen stellen große innerstädtische Potenziale dar. Weitgehend unzugänglich, stehen sie bisher jedoch nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zur Verfügung. Wir schlagen vor, die Kleingartenanlagen in große, zusammenhängende Landschaftspark-Anlagen umzuwandeln, die von allen genutzt werden können. Die Grenz- und Grünzüge finden hier ihren Ausgangspunkt. Zusammenhängend bilden sie „grüne Lungen“ für die Stadt. Auf ihren Wegen kann von der Innenstadt bis in die Landschaft geradelt werden. Die Ränder der Parks werden mit einer baumbestandenen Promenade versehen. An dieser Promenade entstehen Wohnhäuser, Radwege und Freizeitnutzungen. Die anhaltende Zersiedelung der stadtnahen Orte wird durch die neuen Parks und ihre neu gestalteten Ränder mit einer baulichen Einfassung begrenzt und geordnet. Neue Bebauungspläne ermöglichen innerhalb der Grenzen eine drei- bis viergeschossige Bebauung. Die Stadt verdichtet sich und nutzt die bestehende Infrastruktur besser aus. Durch die Verdichtung entstehen neue Kieze. Einzelne Straßen werden verbreitert, Plätze und Parks angelegt. Im Ausgleich dürfen die Grundstücke dichter bebaut werden. Die in Wilhelmsruh vorhandenen alten Industriehallen aus Backstein werden erhalten, die ehemaligen Bahnwerke bleiben als Gewerbeflächen erhalten. Entlang der Straße nach Rosenthal sollen sich Büro- und Gewerbenutzungen ansiedeln.
Plan 3 A + B Fredersdorf. Hier untersuchen wir die Entwicklung der Vorstadt. Ein neuer M-Bahnhof der Ringbahn entsteht am Kreuzungspunkt mit dem Siedlungsstrahl. Zwischen altem S-Bahnhof und neuem M-Bahnhof wird sich ein Raum aufspannen. Entlang des Siedlungsstrahls haben sich bereits Siedlungen entwickelt. Die Bahntrassen durchschneiden diese oftmals ebenerdig. Ihr Lärm behindert die Entwicklung nahe der Trasse. Am Beispiel Fredersdorf schlagen wir vor, die Bahntrasse unter die Erde zu verlegen und so einen neuen, hochwertigen Stadtraum zu schaffen, der die zerschnittenen Bereiche verbindet und sich zwischen M-Bahn und S-Bahnhof aufspannt. Die schnelle Anbindung mit der Schiene ist eine Voraussetzung für das Gelingen der Verkehrswende. Entlang der Bahn liegen oft wenig genutzte Areale brach. Durch ein Tieferlegen der Bahnstrecken in den Vorstädten können diese zu neuen Zentren werden. Die Bebauung finanziert einen Teil der Gleisbaukosten. Auf der alten Bahnanlage entstehen die „breiten Straßen“ der Vorstädte, angelegt mit einer zentralen Grünfläche, umgeben, einem Anger gleich, von neuen Wohn- und Geschäftsbebauungen des Vorstadtbedarfs. IT-Firmen suchen günstig erreichbare Büroräume im Umland. Durch Rückbau der großen Rangieranlagen in Fredersdorf werden wertvolle Flächen für die Bebauung frei. Neue Siedlungen entstehen entlang der Bahntrassen. Im Ausgleich und zu ihrer Begrenzung wird die Anlage von Waldstreifen an ihren Rändern als verpflichtende Vorgabe aufgenommen. Zugleich binden die Wälder CO2. Die neuen Siedlungen werden aus Holz gebaut, sie binden ebenfalls CO2. Zur Entwicklung der Vorstädte können die Bahntrassen entweder als geschlossene Viadukte ausgebildet werden, ergänzt durch Einzelhandel und Flächen für Park + Ride direkt darunter. Oder es werden die Bahntrassen tiefergelegt und überbaut, für einen besseren Schallschutz und um weniger Barrieren in der Entwicklung zu haben. Je nach Örtlichkeiten werden beide Varianten umgesetzt. Magnetbahn. Eine neue Ringbahn verbindet die Vorstädte untereinander. Sie verläuft parallel zum Autobahnring. Mit wenigen Stationen ist sie als schnelle Verbindung konzipiert. Auf der Suche nach günstigen Gewerberäumen für Start-ups und IT-Dienstleistungen werden die Vorstädte an den S-Bahn-Stationen gefragt sein. Durch die Vernetzung der Vorstädte untereinander entstehen entlang dieser Ringe Hightech-Gürtel. Sie befinden sich in der Nähe der Industriekomplexe, die entlang der Ring-Autobahn wachsen.
Plan 4 A + B Regionalpark Wachower Fließ: In diesem Plan untersuchen wir einen Ausschnitt aus dem Regionalpark – die Erschließung der Erholungslandschaft. Viele Bereiche des Umlands sind von landwirtschaftlichen Nutzungen geprägt. Sie sind momentan nicht immer zugänglich und stellen Barrieren der Entwicklung dar. Zugleich sind diese Flächen wichtig für die regionale, nachhaltige Nahrungsmittelproduktion der Zukunft und für die Versorgung der Stadt. Sie sollen nicht von der Freizeitnutzung verdrängt, sondern erschlossen und bestehen bleiben. In den Bachläufen und Feuchtwiesen ist keine Nutzung möglich, diese sollen behutsam zugänglich gemacht werden. Parks innerhalb der bestehenden Naturformen sollen wieder erlebbar werden. Bachläufe werden als solche zugänglich gemacht, wenn notwendig renaturiert und als linearer Park entwickelt. Neue Wege sowie Fahrrad- und Wanderwege – teils aufgeständert – entstehen. Entlang dieser Grünzonen befinden sich Aussichtspunkte, Grill- und Picknickplätze sowie temporäre Gastronomiebauten, die sich im Bedarfsfall zurückbauen lassen. Die umgebende Kulturlandschaft bleibt bestehen. Die bisherige landwirtschaftliche Nutzung wird erlebbar und ergänzt durch eine neue Freizeitnutzung. Die Randbereiche zwischen den Nutzungen werden bewaldet. In einzelnen Bereichen können neue Gemeinschaftsgärten, ähnlich den Kleingartenanlagen, entstehen. Dies erfordert eine Planungszusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg. Wenn Kleingartenanlagen in der Stadt aufgelöst werden, könnten diese im Umland noch attraktiver und gut erreichbar neu angesiedelt werden.