Phase 2
Wettbewerb
Phase 2
Wettbewerb
Urban Arcadia – Sonderzone der Grenzbereiche
Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge
Verfasser
FAKT – Office for Architecture, Kern Tessarz Tratz Architekten PartGmbB
Standort: Berlin
www.fakt-office.com
Team: Oksana Chebina
Landschaftsplanung: Lohrengel Landschaft
TEILRAUM 1 – UMFELD ZEUTHEN, EICHWALDE
TEILRAUM 2 – SCHMÖCKWITZER WERDER
TEILRAUM 3 – ÜBERGANGSBEREICH BERLIN-BRANDENBURG
Erläuterungen der Verfasser
URBAN ARCADIA Berlin-Brandenburg 2070 / 2020 – SONDERZONE. DER GRENZBEREICH ALS KOOPERATIONSRAUM Berlin ist eine besondere Stadt, das gilt für das Innen wie für das Außen des Siedlungsraums. Gerade nach der zunehmend erfolgten Verdichtung der inneren Bereiche Berlins sollten jetzt die Außenstadt und die para-urbanen Räume viel mehr Beachtung finden. Denn auch hier wächst Berlin enorm, beinahe unbemerkt. Nur wer die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg als Raum betrachtet und begreift, entdeckt die unglaublichen verborgenen Potenziale und Möglichkeiten eines qualifi-zierten und neuartigen Wachstums.
Weiterlesenms. (BRA) + (BER) LANDKREISE UND BEZIRKE EINBINDEN „ATELIER BERLIN-BRANDENBURG”. Die neuen Hauptakteure lie-gen am Rand! Der Fokus der Planung verschiebt sich von der Mitte an den Stadtrand, erstmals sind es die Randbezirke Berlins sowie Berlin-nahe Gemein-den beziehungsweise Kreise Brandenburgs, auf die das Hauptaugenmerk der Entwicklung gelegt wird. Waren es bisher das Flächenwachstum Berlins und der so wachsende Einflussbereich der Bauordnung Bln., so zeigen aktuelle Pro-jekte wie der Flughafen oder die Gemeinsame Landesplanung Berlin-Branden-burg eine koordinierte Entwicklung, die von beiden Seiten gedacht wird. Die-se positive Tendenz soll weitergedacht werden, die große Herausforderung des Berliner Stadtrands kann nur gelingen, wenn auf einer kommunalen Ebe-ne alle Anrainer der Grenze miteinbezogen werden, die Symbiose von städti-schen und ländlichen Qualitäten gemeinsam entwickelt wird. 2030 – BIS ZU 99 MINI-IBAs. Aus bis zu 99 Mini-IBAs entstehen 99 visionäre und lokale Mini-Regelwerke und zeigen die legislativen Potenziale, mit denen private Nachbar-schaften und Naturinseln sich entwickeln können. Statt repressiver Einschrän-kungen werden Zugeständnisse an eine sich verdichtende Stadt gemacht und diese qualitativ gesteuert, indem Diversität und landschaftliche Qualitäten gefördert werden. Die Berliner Stadtgrenzen sollen bewusst als Sehnsuchts-raum entdeckt und entwickelt werden, hier kann nur ein Erforschen und ein Verständnis des Vorhandenen und Gefundenen ein sinnvoller erster Schritt sein. Das gilt für reizvolle Naturelemente, aber auch für scheinbar reizlose Einfamilienhausgebiete. Dennoch sind bewusst aktuelle Sujets zu formulieren, mit denen die Qualitäten des Stadtrands entweder gestärkt oder ergänzt wer-den müssen: öffentliche Räume, Sharing auch im Sinne der Bündelung, Mobili-tät, Landschaft sowie Mikronatur. Mithilfe bestehender Regelwerke der Stadt-planung werden kreative Ergänzungen aus lokalen Phänomenen abgeleitet, es entstehen spannungsreiche, charaktervolle Nachbarschaften, Stadtquartiere und Grüninseln, deren Miteinander ein Stadtmodell der Zukunft formuliert.
QUALITÄTEN FÖRDERN (A), SCHAFFEN (B), BEWAHREN (C). BAUSTEIN A: RETROFITTING SUBURBIA.
Nachbarschaften entlang der Achsen des Sied-lungssterns werden gestärkt / belebt. Der Schwerpunkt des Bausteins A liegt in Strategien für bereits bebaute Wohngebiete / Einfamilienhaussiedlungen ent-lang vorhandener Infrastrukturachsen, vor allem durch Bahn und ÖPNV. Hier wird eine sinnvolle Verdichtung vorgeschlagen, sowohl im Sinne des Maßes der Nutzung als auch durch programmatische Diversität und neue Anbindun-gen. Die Vielzahl der hier bereits ansässigen Akteure und Eigentümer macht klassische Entwicklungspläne wirkungslos, deshalb wird eine Implementierung von besonderen Bauregeln als Ergänzung vorgeschlagen. Diese sind gebiets-bezogen zu entwickeln und vorzugsweise nicht restriktiv, sondern erlauben ein gefördertes, gesteuertes „Mehr“.
BAUSTEIN B: URBAN HUBS.
Zwischen Stadt und Umland, am Schnittpunkt leistungsfähiger Infrastrukturen, Wohnen + Pro-duktive Stadt: Neubaugebiete sollen, mehr als bisher, die örtlichen Gegeben-heiten einbeziehen und aus den örtlichen Spezifika entwickelt werden. Hier-bei sind sowohl räumliche als auch typologische Neuerfindungen angebracht, die eine sinnvolle Dichte an Wohnen mit den reichen Naturräumen vereinen und einen neuen Stadttyp formulieren. Wie können Neubaugebiete mit den räumlichen Gegebenheiten und aus den örtlichen Spezifika entwickelt wer-den? Weniger Tabula rasa in der Umstadt, sondern Stadtentwicklung, die Vor-handenes weiterentwickelt und Urbanität und Natur im Gleichtakt denkt und verdichtet. In Berlins Tradition einer polyzentrischen Stadt und bei den heuti-gen Beispielen von Kristallisationspunkten außerhalb der Kernstadt (Adlershof, Tesla, BER, TXL Urban Tech Republic etc.) werden dichte Subzentren an strate-gisch sinnvollen Standorten entwickelt, gut angeschlossen an Bahn und Straße und im Wechselspiel mit reizvollen landschaftlichen Situationen, die erhalten und wahrnehmbar werden. Sowohl räumlich als auch typologisch profitieren diese Kleinzentren von Neuerfindungen, die eine sinnvolle Dichte an Wohnen mit den reichen Naturräumen vereinen und einen neuen, zeitgemäßen Stadt-typ formulieren. Ein robust-flexibles urbanes Entwicklungsmodell kann statt durch festgelegte Bebauungspläne eher durch ortsspezifische Parameter und Regelwerke sichergestellt werden, die gemeinschaftlich in Workshops entwi-ckelt werden.
BAUSTEIN C: LANDSCHAFTSPARKS.
Große Natur-Territorien steuern das Wachstum und erhalten Natur in und an der Stadt. Landschaft und Leisure: Schützenswerte Naturräume werden definiert und über einzelne qua-litative Maßnahmen erlebbar gemacht oder im Sinne einer produktiven Natur-landschaft aktiviert. Sinnvolle Ergänzungen unseres Rechtsverständnisses des „Außenraums“ ermöglichen den Erhalt von Natur mit experimentellen Ergän-zungen. Bestehende Naturräume müssen geschützt werden. Ergänzend soll-te hier über einzelne qualitative Maßnahmen nachgedacht werden, die diesen Raum als Naherholung erlebbar machen und im Sinne einer produktiven Na-turlandschaft aktivieren. Sinnvolle Ergänzungen unseres Rechtsverständnisses des „Außenraums“ ermöglichen den Schutz eines intensiven Grüns mit sinn-vollen und experimentellen Ergänzungen. Stadtnahe Grünräume dienen ver-mehrt als produktive Natur- / Ferien- / Erholungsräume und für Instant-Urlaub. Sie sind zugleich enorm wichtig für Stadtklima, Durchlüftung und einen Erhalt beziehungsweise eine Erhöhung der Biodiversität. Die neu geschaffenen re-gionalen Landschaftsparks ergänzen das Grünband um wichtige Schutzzonen und Möglichkeiten für experimentelle Grünräume und Naherholung der Zu-kunft.
URBAN ARCADIA – MOBILITÄT.
Neue Verbindungen als Ringsegmen-te für eine vernetzte und polyzentrische Außenstadt. Grundvoraussetzungen für erfolgreiche neue Quartiere sind eine Mischung an Typologien und ein Mix an Nutzungen. Darüber hinaus ist eine hochbelastbare Anbindung, vor allem durch ÖPNV, ein entscheidender Faktor. Zusätzlich zum Ausbau der beste-henden Arterien im Umland schlagen wir einen neuen Ringschluss vor, der untereinander verbindet und Querverbindungen eröffnet. 2020 ergibt sich die Chance, am Stadtrand und zwischen den vorhandenen Ringlinien (Ringbahn und Berliner Ring) neue orbitale Verbindungen anzubieten. Statt eines kom-pletten Rings sollen es fünf sinnvolle Ringsegmente sein, aus Schnell-Tram und Fähre (Spree und Havel).
URBAN ARCADIA – TEILHABE.
Runder Tisch 2.0 / Eine Website und App zum Abstimmen und Markieren von Orten und Planungen. Neue Akteure, neue Stadt! 9 Berliner Bezirke und 9 Brandenburger Kreise an der gemeinsamen Landesgrenze stehen für einen Neuanfang und ein neues Verständnis von städtischem Wachstum. Statt (Planungs-)Kompetenz nur zen-tral zu bündeln, wird die Landesgrenze ein neuer Kooperationsraum der expe-rimentellen Wohnkonzepte und kreativen Stadtmodelle, und diese werden ge-nau auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt. Die kleinen IBAs, zusammengefasst unter einer Dach-IBA, fördern die überaus notwendi-ge intensive Auseinandersetzung von Stadtplanern und Architekten mit der wichtigen Fragestellung nach diesem Raum der Zwischenstadt im Dialog mit den Bewohnern. Entstehende Projekte können aktuelle Entwicklungen und das generische Suburbia über die Berliner Grenzen hinweg hinterfragen und wer-den Ideen und Visionen für neue, ungekannt-spannungsvolle Räume und Stadtbausteine fördern.
2070 – URBAN ARCADIA BERLIN.
Als „Urbanes Arkadien“ hat Berlin die ein-malige Chance, den Stadtrand zu entwickeln: ein grünes, dichtes Band an in-tensiven Naturräumen, neuem Wohnen und aufgewerteten Einfamilienhaus-gebieten. Berlin wurde in den letzten 100 Jahren geprägt von unglaublichem Wachstum und merkwürdigen Phasen des Stillstands oder gar Schrumpfens. Dieses „Sowohl als auch“ hat eine Vielfalt an Besonderheiten hervorgebracht oder übrig gelassen – diese sind gerade am Stadtrand noch vorhanden, was uns heute mit der Aufgabe des Bewahrens und Fortentwickelns betraut. Wo im heutigen Stadtdiskurs oftmals die äußeren Bereiche in einem blind spot der Aufmerksamkeit liegen, schlagen wir eine Umkehr dieser Aufmerksam-keitsgewohnheit vor – der Rand rückt ins Zentrum der Betrachtung. Unser Vor-schlag definiert eine Sonderzone, die diesen erkannten räumlichen Wert in einen planerischen Fokus umsetzt. Die Anrainer beider Seiten der Bundes-landgrenze werden die neuen Handelnden für die Zukunft der Metropolregion Berlin-Brandenburg sein. Die Berliner Stadtgrenzen sollen bewusst als Sehn-suchtsraum entdeckt und entwickelt werden, hier kann nur ein Erforschen und ein Verständnis des Vorhandenen und Gefundenen ein sinnvoller erster Schritt sein. Dennoch sind bewusst aktuelle Sujets zu formulieren, mit denen die Qua-litäten des Stadtrands entweder gestärkt oder ergänzt werden müssen, Schritt für Schritt … Der Randbereich Berlins wird als eine Kette spannender Identi-täten zelebriert und als Raum großer Potenziale entdeckt. Die vielen Beiträ-ge und Versuchsgebiete werden sich der gemeinsamen Frage stellen, wie die Metropolregion Berlin hier wachsen will und kann, welche Qualitäten wir schüt-zen und stärken wollen. Muss der Stadtrand nicht anders funktionieren als die innere Stadt – und welche Form von Stadt (er-)finden wir hier, wie leben wir in neuen Nachbarschaften, die sowohl Stadt als auch Natur sind?