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nicht prämiert Phase 2 Wettbewerb

Berlin-Brandenburg 2020 – 2070 – learning from the cities

Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge

Verfasser

studio2020 Matzat Henkel GbR / von Ey Architektur PartG mbB / Ebbing
Standort: Berlinwww.studio2020.eu
Landschaftsplanung: Stephan Bracht

TEILBEREICH 1 – „DAS SCHÖNEBERGER SÜDGELÄNDE“

TEILBEREICH 2 – „GARTENSTADT GROSSZIETHEN“

TEILBEREICH 3 – „SEESTADT KÖNIGS WUSTERHAUSEN“

Erläuterungen der Verfasser

Wenn wir uns fragen, was Berlin und Brandenburg so speziell und zu einer der großartigsten Metropolen der Welt macht, dann ist es die Diversität der Architekturen und Quartiere, die aus völlig unterschiedlichen Epochen der gesamten Stadtbaugeschichte stammen. Der Hobrechtsche Blockrand, die gebaute Moderne, die sozialistischen Stadtplanungen, die Nachwendearchitektur der kritischen Rekonstruktion, aber auch die Dörfer, die ländliche Weite, die endlosen Kiefernwälder und die Seenlandschaft im Brandenburger Umland tragen für uns gleichberechtigt zur Qualität und zum einzigartigen Charakter der Metropolregion bei. All das möchten wir nicht missen und infrage stellen. Daher lehnen wir ein Tabula-rasa-Denken sowie utopische Fiktionen für Berlin und Brandenburg zugunsten eines „learning from the cities“ ab. Wir sind überzeugt davon, dass unsere Strategie der Aneignung und empirischen Form hervorragend dazu geeignet ist, eine selbstverständlichere, nachhaltigere und somit lebenswertere Perspektive für die Entwicklung von Stadt und Region aufzuzeigen. Unser referenzieller Blick richtet sich auf die gesamte Geschichte des Städtebaus in Europa, um bewährte Lösungen zu finden, mit denen die vorgefundenen Typologien behutsam transformiert und weiterentwickelt werden können.

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nicht prämiert Phase 2 Wettbewerb

Weiterentwicklung der Region im europäischen Kontext

Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge

Verfasser

RTDA
Standort: Moskau
Team: Elena Popova, Expertin in Stadtplanung; Ivan Astafurov, Architekt, Stadtplaner, Projektleiter; Ekaterina Vlasenko, Stadtplanerin; Anna Khandukyan, Stadtplanerin; Irina Cherkesova, Stadtplanerin; Irina Yamashkina, Stadtplanerin
Landschaftsplanung: Dina Dridze

TEILBEREICH 1 – „SANIERUNG ZENTRUM OST“, POTSDAM

TEILBEREICH 2 – „MISCHGENUTZTES WOHNQUARTIER“,
KRAFTWERK KLINGENBERG

TEILBEREICH 3 – „AIREA – LOKALES ZENTRUM NAHE DEM FLUGHAFEN SCHÖNEFELD“

Erläuterungen der Verfasser

Die Agglomeration Berlin hat sich nach einem klassischen Szenario entwickelt: ein vielzackiger Stern, dessen Strahlen sich entlang der Hauptverkehrsachsen erstrecken und benachbarte Städte in ihre Strahlkraft aufnehmen. Diese Städ-te können zu regionalen Zentren ausgebaut werden und ein polyzentrisches System in der Metropolregion Berlin-Brandenburg bilden.

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nicht prämiert Phase 2 Wettbewerb

Berlin-Brandenburg Ringstadt BBRS

Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge

Verfasser

FRPO Rodriguez & Oriol
Standort: Madrid
www.frpo.es
Team: Pablo Oriol Salgado, Architekt ETSAM, COAM 15216; Adrian Sànchez, Ricardo Gonzaléz, Maria Diaz
Landschaftsplanung: LAURA JESCHKE, PAISAJISMO. LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

TEILBEREICH 1 – NAUEN

TEILBEREICH 2 – SCHMÖCKWITZ

TEILBEREICH 3 – ORANIENBURG

Erläuterungen der Verfasser

100 Jahre (Groß-)Berlin Internationaler Städtebaulicher Ideenwettbewerb / Berlin-Brandenburg 2070 / Berlin-Brandenburg Ringstadt / Zweite Phase Übergeordnet kann der Diskussions- und Planungsprozess für die Berlin-Brandenburg-Ringstadt BBRS unter dem Aspekt von drei Kategorien weiter-geführt werden: KONZEPTION und PLANUNGSVORGABE / DISKUSSION und INTEGRATION / REALISIERUNG und KOORDINATION

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nicht prämiert Phase 2 Wettbewerb

IdeograFie einer Konstellation / STELLA als Ambivalenz zwischen Fantasie und Zukunft

Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge

Verfasser

Uwe Schröder Architekt
www.usarch.de
Team: Akademische Gruppe: RWTH Aachen University, Lehr- und Forschungsgebiet Raumgestaltung, Univ.-Prof. Dipl. Ing. Uwe Schröder,
Stud. Mitarbeit: Daniel Müller, Fabian Weis / Professionelle Gruppe: Univ.-Prof. Dipl. Ing. Uwe Schröder Architekt BDA DWB, Matthias Storch, Timo Steinmann, Stud. Mitarbeit: Yannick Meuter, Michael Weyck

TEILBEREICH 1 – „DAS PORÖSE MASSIV ALS VERTIKALER KIEZ: KREUZBERG“

TEILBEREICH 2 – „DIE VERSAMMELTEN TÜRME UND DAS OFFENE FELD: TEMPELHOF“

TEILBEREICH 3 – „DER BLAUE BLOCK ODER DIE STADT NATUR: WARTENBERG“

Erläuterungen der Verfasser

Stella – Sternbild Berlin Brandenburg 2070 – Ideografie einer Konstellation –
Ein Beitrag zur fiktionalen Wissenschaft. I / III Metropole.
Wir schreiben das Jahr 2070. Die alte Stadt kannte keine Grenzen mehr, nur Peripherien. Die Peripherien vereinnahmten mehr und mehr die Landschaften. Die alte Stadt hatte ihre Fassung verloren. Novum: Eine Stadt hat Grenzen. Die Stadt wächst innerhalb ihrer Grenzen. Die Stadt der Städte wächst innerhalb ihrer Städte: Metropole. Die Metropole kennt nur die Grenzen ihrer Städte. Die Natur trennt die Städte: Landschaft. Die Land-schaften verbinden die Städte. Die Städte haben ihre abgeschlossene Form wiedergefunden. Eine Stadt hat eine Form. Eine Stadt ist überwiegend in-nenräumlich geprägt. Die Stadtlandschaft wurde überwunden, weil sie eine undifferenzierte = ungestaltete Mischung von Stadt und Land bedeutete. Wir haben die Trennung von Stadt und Land wiederhergestellt. Wir haben zur Entmischung von Stadt und Land zurückgefunden. Die Landschaften tren-nen und verbinden. Die Landschaften sind außenräumlich geprägt. Innerhalb von Städten treten Landschaften als städtisch gebundene Außenräume auf. Außerhalb und zwischen Städten treten Landschaften als landschaftlich ge-bundene Außenräume auf. Die Grenzen der Städte wurden neu gezogen. An den Grenzen hören die Städte nicht auf, bei den Grenzen beginnen die Städte ihr Wesen. Die Grenzen der Landschaften wurden neu gezogen. An den Gren-zen hören die Landschaften nicht auf, bei den Grenzen beginnen die Land-schaften ihr Wesen. Eine Stadt besteht aus Quartieren. Quartiere sind ge-mischt, selbstständig, überwiegend innenräumlich geprägt und maßstäblich. Auch die Quartiere haben Grenzen. Städtisch gebundene Außenräume kön-nen innerhalb von Quartieren oder als Grenzen zwischen Quartieren auftre-ten. Mehrere Quartiere bilden einen Stadtteil, mehrere Stadtteile eine Stadt, mehrere Städte eine Metropole. Städte sind rot, Landschaften blau. Die Me-tropole ist eine Konstellation von Städten. Die alte Stadt kannte keine Über-gänge mehr, zwischen Stadt und Land. Die Landschaften wurden mehr und mehr vereinnahmt. Die alte Stadt hatte ihre Fassung verloren. Novum: Die Natur verbindet die Städte: Landschaft. Die Landschaften trennen die Städ-te. Die Peripherie ist Stadt geworden, die „Zwischenstadt“ ist Landschaft ge-worden, die Stadtlandschaft ist Stadt, oder sie ist Landschaft geworden: die Gebiete – Gewerbe, Industrie etc. – sind verschwunden, die Gebiete sind zu Landschaften oder sie sind zu Quartieren geworden, die Gebiete wurden Stadt, Stadt als Mischung. Die Städte nehmen innerhalb der neu gezogenen Grenzen zu, die Städte halten Abstand zueinander, die Landschaften ziehen ein und durch. Die Städte werden dichter, damit die Landschaften zunehmen können. Die Landschaften nehmen innerhalb der neu gezogenen Grenzen zu: mehr Landschaft, mehr Stadt! Eine Stadt zeigt die Form ihrer Landschaft, die Stadtteile die Charaktere ihrer Stadt, die Quartiere die Atmosphären ih-rer Stadtteile. Das Quartier ist maßstäblich, die Stadtteile überschaubar, die Stadt übersichtlich.

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nicht prämiert Phase 2 Wettbewerb

Berlin-Brandenburg 2070 – Die Zukunft der Großzügigkeit

Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge

Verfasser

urban essences
Standort: Berlin
www.urban-essences.com
Team: Andreas Kriege Dipl.-Ing. Architekt, Hürth; Niklas Roser, Student Stadtplanung, Cottbus; Erimar von der Osten, Berlin
Landschaftsplanung: Keller Damm Kollegen GmbH, München
Fachplanung weiterer Disziplinen: Hoffmann-Leichter Ingenieurgesellschaft (Verkehrsplanung), Berlin

TEILRAUM 1 – HISTORISCHE MITTE „AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN ZEIT“

TEILRAUM 2 – TEMPELHOFER FELD „URBANITÄT ALS RESSOURCE“

TEILRAUM 3 – GARTENREICH „DIE ENTDECKUNG DER LANGSAMKEIT“

Erläuterungen der Verfasser

BERLIN-BRANDENBURG 2070 – DIE ZUKUNFT DER GROSSZÜGIGKEIT VERTIEFUNG DES GESAMTPLANS – Die sternförmige Stadtstruktur Berlins wird ergänzt um weitere übergeordnete Prinzipien: 1. Plug-in-Region: Ein op-timal erschlossenes / versorgtes Netz von Siedlungskernen fördert Umland-beziehungen und entlastet das Zentrum. Die Entwicklungsachsen von Berlin nach Hamburg, Leipzig / Halle und Frankfurt / Oder werden infrastrukturell er-tüchtigt und strahlen auf das Umland aus. 2. Berlin Metropole: Das Profil des Berliner Stadtkerns als inspirierendes Herz einer vitalen Weltstadt wird ge-schärft. Eine stadtklimatisch / sozial bewusste Verdichtung und Qualifizie-rung intensiviert seine urbane Atmosphäre. 3. Gartenreich Brandenburg: In der Zone der äußeren Verkehrsringe entsteht ein Zusammenhang von Park-, Wege- und Blickbeziehungen. Wald- und Wasserflächen werden ergänzt, Re-gionalparks miteinander verknüpft, die Biodiversität wird gefördert, eine öko-logisch reformierte Land- und Forstwirtschaft harmonisch eingebettet in das tradierte Brandenburger Landschaftsbild. Erweiterungsoptionen für das Gar-tenreich bestehen unter Einschluss bestehender Biosphärenreservate nord-östlich als transeuropäisches Projekt mit Szczecin / Polen und südöstlich in Richtung des Cottbuser „Ostsees“. 4. Zwischenstadt: Zwischen Metropole und Gartenreich sind individuell-lokal vielfältig unterschiedliche Funktionen und Atmosphären möglich – frei von übergeordneten Leitbildern. 5. Neue Hoch-bahn: Ein neues Hochbahn-System ersetzt die heutige S- und Regionalbahn und erschließt Stadt und Region maximal komfortabel und effizient. Weitere Verbindungen entstehen ohne zusätzlichen Flächenverbrauch über oder ent-lang von Autobahnen und Bundesstraßen.

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nicht prämiert Phase 2 Wettbewerb

Die urbane Agenda neu gestalten

Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge

Verfasser

Hoidn Wang Partner
Standort: Berlin
www.hoidnwang.de
Team: Matías Grimaldi della Bianca, Kevin Ho Jun Choi,
José Rodríguez López
Landschaftplanung: Tilman Latz, Latz + Partner, Landschaftsarchitektur
Fachplanung weiterer Disziplinen: Paul Rogers, Abdelrahman Helal, Aron Bohmann, Buro Happold, Berlin; John Peponis, Georgia Institute of Technology; Chen Feng, The University of Texas at Austin; Meta Berghauser-Pont, Jan Sahlberg, Chalmers University Gothenburg; Richard Burdett, London School of Economics

TEILRAUM 1 – „ INNENSTADT“ BEISPIEL WESTKREUZ

TEILRAUM 2 – „AUSSENBEZIRK“ BEISPIEL RADIALE KÖPENICKER PROSPEKT

TEILRAUM 3 – „UMLANDGEMEINDE“ CAMPUS – STADT LUDWIGSFELDE

Erläuterungen der Verfasser

Berlin-Brandenburg 2070 >Prinzipien und Konzepte für die Regionalplanung und für den Städtebau >>Die urbane Agenda neu gestalten Jede Form radikalen Denkens, die die Gesellschaft prägt, erfordert radika-le Formen der Entscheidungsfindung und Regierungsverantwortung. Nie zu-vor stand die Zukunft der Städte so im Vordergrund globaler Politikdebatten wie jetzt, wo ihre Auswirkungen auf die Umweltgerechtigkeit und den so-zialen Zusammenhalt greifbarer und realer werden. Die historische Gelegen-heit, Städte neu zu denken und das Business-as-usual-Modell in eine Richtung zu lenken, wodurch Wachstum, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit gefördert werden, ist weltweit von visionären Stadtpolitikern erkannt. Aber erst weni-ge Städte haben sich zu einer langfristigen Veränderung verpflichtet, die die Art und Weise, wie Menschen leben und mit ihren natürlichen Lebensräumen interagieren, für viele kommende Generationen neu gestalten wird. Die Ini-tiative Berlin-Brandenburg 2070 bietet der Stadt, der Region und dem Land diese Möglichkeit. Die in diesem Entwurf dargelegten Gestaltungsprinzipien stellen einen Paradigmenwechsel für eine Metropolregion mit einer aus-geprägten und hoch geschätzten DNA dar. Die gesamte Region leidet je-doch unter wenig nachhaltigen Formen der Entwicklung und des Lebensstils, die ein radikales Umdenken und Umgestalten erfordern. Um diese radika-len Ideen umzusetzen, sind neue Koalitionen und Kooperationen erforder-lich. Verschiedene nationale, staatliche und kommunale Regierungsebenen müssen sich auf eine Vision einlassen, die unterschiedliche Maßstäbe, Gren-zen und Gerichtsbarkeiten aufbricht. Auf lokaler Ebene müssen die Bewohner sicherstellen, dass es lohnende Kompromisse gibt, bevor sie das Ausmaß der von diesem ehrgeizigen, aber umsetzbaren Plan vorgeschlagenen Intensivie-rung und Umstrukturierung unterstützen. Der Privatsektor muss sich an der gemeinsamen staatsbürgerlichen Agenda beteiligen, um langfristig einen Mehrwert für sein Vermögen und seine Investitionen zu sichern.

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nicht prämiert Phase 2 Wettbewerb

Urban Arcadia – Sonderzone der Grenzbereiche

Engere Wahl und nicht prämierte Beiträge

Verfasser

FAKT – Office for Architecture, Kern Tessarz Tratz Architekten PartGmbB
Standort: Berlin
www.fakt-office.com
Team: Oksana Chebina
Landschaftsplanung: Lohrengel Landschaft

TEILRAUM 1 – UMFELD ZEUTHEN, EICHWALDE

TEILRAUM 2 – SCHMÖCKWITZER WERDER

TEILRAUM 3 – ÜBERGANGSBEREICH BERLIN-BRANDENBURG

Erläuterungen der Verfasser

URBAN ARCADIA Berlin-Brandenburg 2070 / 2020 – SONDERZONE. DER GRENZBEREICH ALS KOOPERATIONSRAUM Berlin ist eine besondere Stadt, das gilt für das Innen wie für das Außen des Siedlungsraums. Gerade nach der zunehmend erfolgten Verdichtung der inneren Bereiche Berlins sollten jetzt die Außenstadt und die para-urbanen Räume viel mehr Beachtung finden. Denn auch hier wächst Berlin enorm, beinahe unbemerkt. Nur wer die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg als Raum betrachtet und begreift, entdeckt die unglaublichen verborgenen Potenziale und Möglichkeiten eines qualifi-zierten und neuartigen Wachstums.

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Ausstellung Raum 6a

Macht und Ohnmacht

Parade großer Pläne 

Große Pläne pflastern den Weg von Groß-Berlin. Den Auftakt bildete der Wettbewerb Groß-Berlin 1908 – 1910. Es folgten die Bemühungen um einen Generalsiedlungsplan für Berlin und einen Entwicklungsplan für Brandenburg-Mitte in der Weimarer Republik, dann die Arbeiten am Generalbebauungsplan unter der Leitung von Albert Speer, unmittelbar nach dem Krieg die Pläne des Planungskollektivs um Hans Scharoun und schließlich die großen Pläne für die geteilte Stadt. Nach dem Fall der Mauer entstanden länderübergreifende großräumige Pläne, der aktuelle folgt dem traditionellen Leitbild des Siedlungssterns. All diese großen Pläne dienten ganz unterschiedlichen Zielen – der Mobilisierung von Aufmerksamkeit, der Verpflichtung von Behörden, der Orientierung privater Investoren, aber auch der Demonstration gesellschaftspolitischer Ziele. Heute muss ein großer Plan all diesen Anforderungen genügen.

Das frühere Groß-Berlin wurde nicht geformt, sondern wuchs, z. T. zusammenhanglos, ins Weite. […] Die Vorortgemeinden […] fühlten sich als die Konkurrenten, nicht als die Trabanten Berlins. Dabei waren sie mit Berlin und untereinander bald so eng verbunden, daß die Grenzen der Gemeinden äußerlich nicht zu erkennen waren. Die Reichshauptstadt war schon in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wirtschaftlich, verkehrlich, kulturell und gesellschaftlich tatsächlicher Mittelpunkt der Groß-Berliner Gesamtheit geworden.

Als die neue Stadt Berlin 1920 ins Leben trat, stand sie vor ungemein schwierigen städtebaulichen Verhältnissen. Die erste städtebauliche Aufgabe der neuen Einheitsgemeinde war, die Zerrissenheit durch Einheit, die Planlosigkeit durch Planung zu ersetzen. Es wurde sofort eine einheitliche Bauordnung und ein einheitlicher Generalbebauungsplan (Generalsiedlungsplan) in Angriff genommen.

Gustav Böß, Oberbürgermeister 1919–1929
Berlin von heute.
Stadtverwaltung und Wirtschaft.
Berlin 1929

Wettbewerb Groß-Berlin 1908–1910

AM TUB, Nr. 20513

Gesamtplan von Hermann Jansen, mit einem ersten Preis ausgezeichnet, 1910. Der internationale Wettbewerb „Groß-Berlin“, der 1910 entschieden wurde, setzte sich erstmals umfassend mit der Planung eines neuen Phänomens, der permanent wachsenden Riesenstadt, auseinander. Der integrierte Plan enthielt Aussagen zum Wohnen, zum Verkehr, zum Grün und zu den Zentren. Die Initiative für den Wettbewerb kam von der Vereinigung Berliner Architekten und vom Architekten-Verein zu Berlin (heute Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg). Erwartet wurden Vorschläge vom Riesenmaßstab bis zum städtebaulichen Detail. Der Wettbewerb band viele gesellschaftliche Akteure ein – aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Fachwelt. Sein Ziel war es auch, überhaupt erst einmal darauf aufmerksam zu machen, dass eine Planung dieser Art sinnvoll ist. Und dass dafür eine neue politische Form der Großstadt geschaffen werden muss, eben Groß-Berlin.

Gründung von Groß-Berlin 1920

Landesarchiv Berlin, F Rep. 270, A 9054

Übersichtsplan nach dem Groß-Berlin-Gesetz vom 27. April 1920 mit den 20 Verwaltungsbezirken und Dauerwaldflächen. Am 1. Oktober 1920 wurde Groß-Berlin Wirklichkeit. Die Provinz Brandenburg wurde erheblich verkleinert und die neue Stadtgemeinde in 20 Bezirke aufgeteilt. Vorausgegangen waren jahre-, ja jahrzehntelange Streitigkeiten für und wider Groß-Berlin. Unklar war auch, wie weit die Grenzen für Groß-Berlin gezogen werden sollen. Nach dem Wettbewerb Groß-Berlin wurde 1912 ein Zweckverband Groß-Berlin ins Leben gerufen, der aber begrenzte Kompetenzen hatte und daher wenig erfolgreich war. Dieser Zweckverband umfasste eine viel größere Fläche als das spätere Groß-Berlin, er wurde 1920 aufgelöst. Noch Jahre nach der Schaffung von Groß-Berlin versuchten einige Ortsteile, wieder auszutreten – ohne Erfolg.

Teilpläne der Weimarer Republik

Paul Busch: Zeitgemäße Grundstückspolitik der Stadt Berlin. Berlin 1929, Beilage

Liegenschaftsplan der Stadt Berlin, Stand 1. Januar 1929. Nach der Schaffung von Groß-Berlin 1920 begann eine neue Ära der Planung. Während vor dem Ersten Weltkrieg der Einfluss privater Akteure auf den Städtebau sehr groß war, wurde nun der Einfluss der neuen Kommune prägend – im Wohnungsbau, in der Grünversorgung, in der Energieversorgung und in der Neuorganisation des Verkehrs. Deutlich wurde das nicht zuletzt auch an der eindrucksvollen Bodenvorratspolitik – Folge wie Voraussetzung kommunalwirtschaftlichen Städtebaus. Neue umfassende Pläne wurden geschmiedet. 1925 trat der Bauzonenplan in Kraft, 1929 wurde der Generalfreiflächenplan veröffentlicht, im gleichen Jahr wurde ein autogerechter Straßenplan vorgelegt. Allerdings gelang es trotz großer Anstrengungen nicht, einen umfassenden Generalsiedlungsplan zu erarbeiten.

Auftritt des Landesplanungsverbandes Brandenburg-Mitte 1935

BLHA, Rep. 1, Karten 128 / 1 A bis 128 / 6 A

Übersichtskarte zum Wirtschaftsplan Berlin- Brandenburg- Mitte, Gustav Langen, 1935. Die Schaffung von Groß-Berlin bedeutete zugleich: Schrumpfung der Provinz Brandenburg. Die Provinz hatte nun weniger Bewohner als Groß-Berlin, und Groß-Berlin gehörte nicht zum Provinzialverband. Als Antwort auf die – erfolglosen – Bestrebungen Groß-Berlins im Jahr 1928, weitere Flächen des Umlands einzugemeinden, entstand 1929 der „Landesplanungsverband Brandenburg-Mitte“, der bis 1937 existierte. Für den Verband erarbeitete der international renommierte Raumplaner Gustav Langen einen differenzierten Gesamtplan (Generalsiedlungsplan), der zu Unrecht bis heute kaum beachtet wird. Dieser sah im Umland Ausgleichs- oder Versorgungsgebiete für die Ernährung Berlins vor. Zugleich enthielt er bereits das später weiterverfolgte System der Autobahn- und Eisenbahntrassen um Berlin.

Generalbebauungsplan des Generalbauinspektors 1937 – 1942

Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 107 (Karten), Nr. 227

Generalbebauungsplan (Gesamtplan), Albert Speer, 1942. Am 30. Januar 1937 wurde die Institution des „Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt“ (GBI) geschaffen, die einen „Gesamtbauplan für die Reichshauptstadt Berlin“ erarbeiten sollte. Nicht mehr die Ämter der Einheitsgemeinde, sondern eine staatliche Behörde mit Albert Speer an der Spitze war nun für die Planung des Großraums Berlin zuständig. Die kommunalen Grenzen hatten ihre Bedeutung verloren. Damit war ein neues System staatswirtschaftlichen Städtebaus begründet. Formales Grundgerüst der erweiterten Reichshauptstadt sollte ein Hauptstraßensystem aus Achsen und Ringen werden. Dass dieser Plan nur durch die Verfolgung der Juden, den Raub von Ressourcen und den Einsatz von Zwangsarbeitern ansatzweise umgesetzt werden konnte, wurde lange verdrängt. Sitz der neuen Behörde war ab 1938 das Palais am Pariser Platz 4, aus dem zuvor die Akademie der Künste in das Kronprinzenpalais verdrängt worden war.

Aufteilung Berlins in Besatzungszonen 1945

University of Wisconsin, American Geographic Society Library, Digital Map Collection, am000213

Berliner Besatzungszonen, 1945. Nach der bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 herrschten die Alliierten über Berlin, zunächst nur die sowjetische, ab Juli auch die US-amerikanische, britische und französische Besatzungsmacht. Groß-Berlin wurde, wie schon 1944 beschlossen, mit Blick auf die durch das Groß-Berlin-Gesetz bestimmten Stadt- und Bezirksgrenzen in Sektoren (zunächst ohne französischen Sektor) aufgeteilt. Der Magistrat von Groß-Berlin, das war die offizielle, von den Alliierten verfügte Begrifflichkeit, war weiterhin keine Einrichtung der Selbstverwaltung, sondern eine Institution unter dem Befehl der Alliierten, die auch über Fragen der Instandsetzung von Wohnungen und Infrastruktur sowie ganz allgemein des Städtebaus entschieden. Als gemeinsame, wenngleich zunehmend sich streitende neue Stadtregierung wurde die Alliierte Kommandantur eingerichtet, die ihren Sitz in Zehlendorf in der Kaiserswerther Straße 16 – 18 hatte.

Kollektivplan 1945/1946

Akademie der Künste Berlin, Hans- Scharoun-Archiv, Nr. 3781 F 162/33

Strukturplan des Raumes Berlin, 1945 / 46. Der Kollektivplan war der erste offizielle Planentwurf, der nach der bedingungslosen Kapitulation erarbeitet und nach der Genehmigung durch die Besatzungsmächte der Öffentlichkeit vom 22. August bis zum 15. Oktober 1946 in der Ruine des Berliner Schlosses präsentiert wurde. Der unter der Leitung des Stadtrats für Bau- und Wohnungswesen, Hans Scharoun, entstandene Plan verkörpert ohne Rücksicht auf Überkommenes die Vision einer neuen, autogerechten und funktionsgetrennten Stadtlandschaft, die sich in einem streifenartigen, ost-westgerichteten Band entlang der Spree im Urstromtal erstrecken sollte. Im Außenbereich sind Ansätze des traditionellen Radialkonzepts sichtbar. Nach den ersten freien Wahlen am 20. Oktober 1946 musste Scharoun gehen. Dennoch hatte der Plan eine große Wirkung. In einer Zeit höchster Unsicherheit war allein das Nachdenken über eine mögliche Zukunft ein Akt der Hoffnung.

Ost-Berlin: 
Raumordnungsplan 1953

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Raumordnungsplan für Ost-Berlin, 1953. Im Raumordnungsplan aus dem Jahr 1953 ist – auf Grundlage der staatlich beschlossenen „16 Grundsätze des Städtebaus” – Berlin mit Umland noch ohne Abschottung zwischen Ost und West dargestellt. Hervorgehoben sind die Eisenbahntrassen, auch der äußere Eisenbahnring, während der äußere Autobahnring kaum auffällt. Dennoch spielte die Schnellstraßenplanung eine Schlüsselrolle. Betont wurde die Hierarchie der baulichen Dichte, vor allem aber die Vielfalt der Zentren. Neben dem Flughafen Tempelhof ist – kleiner – der Flughafen Schönefeld verzeichnet. Der Plan reicht im Norden bis Oranienburg und Eberswalde, im Osten bis Fürstenwalde, im Süden bis Zossen und im Westen bis Nauen. Der Kreis markiert einen Radius von 30 Kilometern um das Stadtzentrum. Im Vergleich zum Kollektivplan respektierte der Plan von 1953 die überkommene Großstadt und verzichtete auf radikale Neustadtvisionen.

West-Berlin:
Flächennutzungsplan 1965

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Flächennutzungsplan für West-Berlin, 1965 (verabschiedet 1970). Der einige Jahre nach dem Bau der Mauer fertiggestellte Flächennutzungsplan (FNP) von West-Berlin aus dem Jahr 1965 hat der Stadt langfristig mehr zugesetzt als alle anderen großen Pläne seit 1945. Er hatte ein klares Konzept: die Modernisierung der westlichen Teilstadt in öffentlicher Initiative. Der FNP umfasste den Bau von Großsiedlungen, die Kahlschlagsanierung von Teilen der Innenstadt und den Bau eines Stadtautobahnnetzes, aber auch den Ausbau der U-Bahn. Da zur Umsetzung des Plans umfangreiche Bundesmittel bereitstanden, war er auch relativ wirksam. Dies wiederum bildete den Hintergrund für eine breite Protestbewegung, die ab Ende der 1960er Jahre zentrale Projekte des Plans infrage stellte.

Ost-Berlin:
Generalbebauungsplan 1969

Magistrat von Groß-Berlin (Hg.): Berlin, Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. Generalbebauungsplan, Generalverkehrsplan. Berlin 1969, S. 4

Generalbebauungsplan 1969: Plan der Struktur und der Komposition. Kurz nach dem West- Berliner Flächennutzungsplan wurde in Ost-Berlin durch den Magistrat von Groß-Berlin der Generalbebauungsplan zusammen mit dem Generalverkehrsplan vorgelegt. Auch dieser Plan orientierte auf einen umfassenden Umbau der Stadt mit dem Ziel, „ein für die Metropole des ersten deutschen Arbeiter- und Bauern-Staates typisches Stadtbild zu schaffen“. Vorgesehen war eine „kompakte“ Stadt mit klarem Zentrum und enger Verflechtung von Arbeiten, Wohnen und Erholen, erschlossen durch ein System öffentlichen Nahverkehrs einschließlich Straßenbahn und durch ein Radialringstraßensystem. Im Zentrum waren auch zahlreiche Wohnhochhäuser und -scheiben vorgesehen, im Außenbereich war eine Zersiedelung ausgeschlossen. Damit unterschied sich das Konzept deutlich von Plänen westlicher Großstädte.

West-Berlin:
Flächennutzungsplan 1984

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Flächennutzungsplan 1984. Der West-Berliner Flächennutzungsplan von 1984 bringt den grundlegenden Perspektivwechsel im Städtebau zum Ausdruck, der sich im Rahmen massiver gesellschaftlicher Konflikte während der 1970er und frühen 1980er Jahre vollzogen hatte. Der Ausbau der Stadtautobahn mit dem Tangentensystem wurde aufgegeben, die Kahlschlagsanierung durch die behutsame Stadterneuerung ersetzt und der Bau von Großsiedlungen am Stadtrand eingestellt. Die Werte der alten Stadt wurden wiederentdeckt. Eine Internationale Bauausstellung (IBA 1984) vermittelte diesen Wechsel. Der Plan war nach der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags von 1972, der die Anerkennung der DDR brachte, auch kein Mittel des Kalten Krieges mehr. In Kraft trat der Plan erst 1988. Seine Wirkzeit war daher kurz. Seine Grundhaltungen überdauerten aber die Wiedervereinigung der Stadt.

Ost-Berlin: Schema der Generalbebauungsplanung 1987

Magistrat von Berlin – Hauptstadt der DDR (Hg.): Berlin. Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. Grundlinie zur städtebaulich-architektonischen Gestaltung. Berlin 1987, S. 7

Schema der Generalbebauungsplanung, 1987. Auch in Ost-Berlin hatten sich die Zielsetzungen grundsätzlich geändert. Vor dem Hintergrund der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 erhielt die alte Stadt einen völlig neuen, positiven Stellenwert, der nicht zuletzt im Bau des Nikolaiviertels und in den Projekten für die Friedrichstadt zum Ausdruck kam. Zugleich wurde am Stadtrand der erst in den 1970er Jahren begonnene Bau von Großsiedlungen fortgesetzt. Besonders auffällig ist auch die großräumige Orientierung: Das Schema der Generalbebauungsplanung zeigt eine sternenförmige Siedlungsplanung mit Grünkeilen, allerdings nur für eine Hälfte des Großraums Berlin. Potsdam erschien nicht auf dem Plan und war auch ganz abgelegen. Die Wirkzeit des Generalbebauungsplans von Ost-Berlin war noch kürzer als die des Flächennutzungsplans 1984, der Plan erhielt nicht einmal mehr Rechtskraft.

Plan des Provisorischen Regionalausschusses 1990

Plan des Provisorischen Regionalausschusses, Planungsgruppe Potsdam, 1990. Nur drei Jahre nach der Vorstellung des Schemas der Generalbebauungsplanung hatten sich die Verhältnisse dramatisch verändert: Die Mauer war gefallen, und die räumlichen Perspektiven wurden revolutioniert. Noch vor der Wiedervereinigung traf sich eine Gruppe von Fachleuten aus Ost und West, aus Berlin und dem Umland: die Planungsgruppe Potsdam des Provisorischen Regionalausschusses. 
Nach ihren Empfehlungen sollte eine Zersiedelung des Umlands verhindert, Freiflächen sollten gesichert, vorhandene Zentren gestärkt, die städtebaulichen Kulturwerte der Region erhalten, gleichwertige Lebensbedingungen erstrebt und der öffentliche Verkehr verbessert werden – und dies alles ökologisch und sozial verträglich. Räumlich sollte die Metropole entlang der in mehr als 100 Jahren entstandenen radialen Siedlungsstrukturen entwickelt werden. Diese Ideen beeinflussen das stadtregionale Denken bis heute.

Provisorischer Regionalausschuss. Planungsgruppe Potsdam: Grundlagen und Zielvorstellungen für die Entwicklung der Region Berlin. 1. Bericht – 5 / 90 – Kartenteil

Landesentwicklungsplan 2019

Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR), 2019. Am 1. Juli 2019 ist der neue Landesentwicklungsplan in Kraft getreten. Er ist das Ergebnis der fachlichen Arbeit der „Gemeinsamen Landesplanungsabteilung“, einer seit 1996 existierenden Behörde, die von den Ländern Berlin und Brandenburg getragen wird. Als übergreifendes Leitbild wird der Siedlungsstern proklamiert, eine stadtregionale Form, die sich seit den 1880er Jahren allmählich herausgebildet hat. Entlang der Linien der Vorortbahnen und großen Ausfallstraßen soll die Metropole wachsen, verstärkt durch einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Zwischen diesen Strahlen sollen Freiräume erhalten werden. Der Plan baut auf den Besonderheiten und Stärken der Stadtregion auf – ein im Grundsatz nachhaltiges Konzept.

Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg
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Ausstellung Raum 6b

Infrastruktur Industrie Militär

Parade großer Projekte

Während große Pläne die erwünschten Ziele andeuten, prägen Großprojekte den Raum der Großstädte unmittelbar. In Berlin waren das zunächst Industrieanlagen, Häfen, Truppenübungsplätze, Zentren der Wissenschaft und Krankenhausanlagen, später auch Riesenkraftwerke, Flughäfen, ein Messegelände und – jenseits der Grenzen Berlins – eine Filmstadt. All diese großen Projekte förderten oder behinderten die Entwicklung ihrer Umgebung. Es handelt sich um Sonderzonen, die meist nicht oder nur sehr eingeschränkt öffentlich zugänglich sind. Sie sind daher auch, wie Militärgebiete, oft unsichtbar – selbst auf Plänen. Durch die aktuelle Neuorganisation des Systems der Flughäfen werden die Gewichte der Metropole neu verteilt. In Siemensstadt und Grünheide festigen sich neue industrielle Kerne. Militärzonen werden zu Wohngebieten. Güterverkehrszentren im Umland verweisen auf die räumlichen Folgen des digitalen Zeitalters. Berlin und Brandenburg, so zeigt sich, sind vollständig voneinander abhängig.

Viele Erfolge der Neuberliner Politik, wie die Zusammenfassung der Verkehrsmittel, die Einrichtung des größten Flughafens der Welt, der Bau des größten Binnenhafens Mittel- und Ostdeutschlands, der Neuaufbau der Werke, die Einrichtung des Fleischgroßmarktes, die moderne Ausgestaltung der Entwässerung, die systematische Förderung der Landwirtschaft und des Gartenbaues, die neue Bauordnung, die Messe- und Ausstellungseinrichtungen, sind erst durch die Bildung der Einheitsgemeinde Berlin ermöglicht worden.

Gustav Böß, Oberbürgermeister 1919–1929
Berlin von heute.
Stadtverwaltung und Wirtschaft.
Berlin 1929

Technische Universität Berlin

SOOKI und Matthias Koeppel Galerie SMK
Die rückwärtige Fassade des Hauptgebäudes der TU Berlin (rechts) und die Fassade des Physikgebäudes (links), 2020. Die das Bild beherrschende, in Coronazeiten menschenleere Hertzallee, früher Kurfürstenallee, war in der Nachkriegszeit zu einem Parkplatz verkümmert. Sie soll nach der vollzogenen Neugestaltung wieder zum attraktiven Rückgrat des wertvollen historischen Freiraums werden.
Foto Thomas Spier, apollovision

Die Groß-Berliner Wissenschaftslandschaft ist weltberühmt, schon in der Kaiserzeit. Die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt- Universität), die Technische Hochschule zu Berlin (heute: Technische Universität Berlin), die Kaiser- Wilhelm-Institute (heute: Max-Planck-Institute) und die Forschungseinrichtungen auf dem Telegraphenberg (heute: Wissenschaftspark Albert Einstein), vier herausragende Wissenschaftszentren, sind in und um Berlin verteilt: in der Berliner Mitte, in Charlottenburg, in Dahlem und in Potsdam. Die Technische Hochschule Berlin förderte den legendären Aufstieg des Neuen Westens. Als das Hauptgebäude 1884 eröffnet wurde, erhob es sich noch in einer verschlafenen Peripherie. Als Groß-Berlin 1920 geschaffen wurde, war das umliegende Gebiet bereits weitgehend geschlossen bebaut und hatte sich den Titel „Industriegebiet der Intelligenz“ verdient. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein gewaltiges Wachstum der Technischen Universität Berlin ein, das mit dem Ideenwettbewerb von 1968 einen planerischen Höhepunkt erreichte. Doch diese Pläne blieben – zum Glück – Papier.

Truppenübungsplatz Döberitz

Der Truppenübungsplatz Döberitz westlich von Spandau ist in besonderer Weise mit der Geschichte Groß-Berlins verbunden. Er wurde 1895 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. als riesiger Truppenübungs- und Paradeplatz eingeweiht. Zuvor hatten Wälder und Einwohner weichen müssen. Um den neuen Platz besser an Berlin anzubinden, wurde 1911 die neue Heerstraße eröffnet. Damit entstand eine der Hauptachsen von Groß-Berlin: die Westachse, die am Stadtschloss ihren Ausgang nahm. Im März 1920, während des Kapp-Putsches, marschierte die in Döberitz stationierte Freikorps-Brigade Ehrhardt in Berlin ein – ein Ereignis, das die Berliner den zeitgenössischen Presseberichten zufolge mehr bewegte als die Gründung von Groß-Berlin. In der NS-Zeit wurde das Gelände groß ausgebaut, außerdem wurde dort das Olympische Dorf angelegt. 1947 richtete sich die sowjetische Armee auf dem Platz ein – und blieb bis 1992. Seither wird das Gebiet unterschiedlich genutzt – ein Teil durch die Bundeswehr, aber auch Pflanzen, Tiere und Bewohner sind zurückgekehrt.

Truppenübungsplatz Döberitzer Heide, Mai 1914. Auf dieser als Erinnerungsfoto bezeichneten Postkarte schweben vier Militärangehörige über die Kasernenlandschaft.
Wikimedia Commons

Siemensstadt

Siemensstadt 2.0: Das Büro O & O Baukunst gewann 2020 den internationalen Wettbewerb für einen neuen Campus zum Forschen, Produzieren und Wohnen. Anfang 2021 soll Baubeginn sein.
Visualisierung O & O Baukunst

Kaum ein Unternehmen hat die ehemals größte Industriestadt des Kontinents so geprägt wie Siemens, vor allem in Zeiten Groß-Berlins. Mit dem Kauf eines ausgedehnten Gebiets am Nonnendamm im Jahr 1897 begann die Geschichte eines einzigartigen Industriestadtteils – der Siemensstadt in Spandau. Nach der Bildung von Groß-Berlin wurde der Stadtteil unter Federführung des Architekten Hans C. Hertlein beträchtlich ausgebaut. Damals entstand auch die Großsiedlung Siemensstadt nach einem städtebaulichen Konzept von Hans Scharoun – heute Weltkulturerbe. Während der NS-Zeit konnte Siemens seine Produktion auch mithilfe von Zwangsarbeitern ausbauen. Wegen der Berlin-Blockade zog das Unternehmen 1949 nach München. Heute plant das Weltunternehmen im Bereich der alten Siemensstadt eine modellhafte „neue Siemensstadt“. Auch die stillgelegte Siemensbahn soll reaktiviert werden.

Gesundheitsstandort Buch

Das weltweit berühmte Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung mit Direktorenwohnhaus und Mitarbeiterwohnhaus in Buch, erbaut von 1929 bis 1931. In dem erhaltenen Ensemble von Carl Sattler im Stil der Neuen Sachlichkeit wurde bedeutende Grundlagenforschung betrieben. Im Nordosten von Berlin war von 1898 bis zum Ersten Weltkrieg eine prächtige Heil-Stadt mit Gartenanlagen und Bauplastiken entstanden. Die Pläne für Lungensanatorien, ein Altersheim, damals sogenannte Irrenanstalten und Betriebsgebäude entwarf Ludwig Hoffmann, der Berliner Baustadtrat für Hochbau in den Jahren von 1896 bis 1924. Über einen Vorortbahnhof war Buch mit Berlin verbunden. Während der Weimarer Republik wurde der Standort, nun Teil von Groß-Berlin, weiter ausgebaut. In nationalsozialistischer Zeit wurde Buch zu einem Ort der Zwangssterilisation und des Massenmords. Zu DDR-Zeiten war es ein Gesundheitszentrum von nationaler Bedeutung und erhielt weitere Bauten, etwa für das Robert-Rössle- Institut. Heute gehört der Campus Berlin-Buch wieder zu den großen internationalen Gesundheitszentren, nicht zuletzt durch die Gründung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin im Jahr 1992.

Foto Wolfgang Bitter; LDA Berlin

Flughafen Tempelhof

Der Flughafen Tempelhof war der erste bedeutende Flughafen im Berliner Großraum. Das stürmische Wachstum der Großstadt verdrängte das Militär von dem dortigen Truppenübungsplatz und umschloss den riesigen Freiraum innerhalb der Ringbahn. Der Flughafen wurde 1923 eröffnet. Träger der 1924 gegründeten Berliner Flughafen- Gesellschaft war neben Preußen und dem Reich auch Groß-Berlin. Der seit 1927 mit der U-Bahn erreichbare, extrem zentrumsnah gelegene Flughafen wurde rasch zur wichtigsten Luftdrehscheibe Europas. Ab 1936 entstand dort nach Plänen von Ernst Sagebiel das damals größte Bauwerk der Welt. Während des Zweiten Weltkriegs war das Gelände ein riesiges Zwangsarbeiterlager. 1948 / 49 erlangte es internationale Berühmtheit – als Ort der Luftbrücke für das eingeschlossene West-Berlin. Der 1951 wiederaufgenommene zivile Flugverkehr wurde nach der Inbetriebnahme des Flughafens Tegel 1975 eingestellt, 1981 erneut aufgenommen und nach der Wiedervereinigung der Stadt 2008 endgültig eingestellt.

Versorgungsflugzeuge während der Blockade
Berlins auf dem Flughafen Tempelhof, 1948 / 49.
akg, Nr. 72043
Das ehemalige Flughafengebäude, vom heute für die Öffentlichkeit zugänglichen Flugfeld aus gesehen, 2020.
Foto Thomas Spier, apollovision

Westhafen

Im Jahr 1923 wurde eines der wichtigsten kommunalwirtschaftlichen Projekte Groß-Berlins eröffnet: der Westhafen, lange Zeit der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands. Als Träger des Hafens wurde auf städtische Initiative und mit städtischer Beteiligung die Berliner Hafen- und Lagerhaus AG (BEHALA) gegründet. Der Hafen ist über den Hohenzollernkanal, den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und den Westhafenkanal mit Elbe und Oder verbunden. Der Bau der Hafenstadt startete bereits 1914, die Fertigstellung des ersten Abschnitts verzögerte sich aber bis 1923. Die gesamte Anlage mit dem turmbekrönten Verwaltungsgebäude als Mittelpunkt wurde durch den Berliner Stadtbaurat für Tiefbau Friedrich Krause geplant. Viele Bauten der ersten Phase entwarfen die Architekten Richard Wolffenstein und Wilhelm Cremer. Der Westhafen verlor in den letzten Jahrzehnten seine Schlüsselrolle als Güterverkehrsknotenpunkt Berlins. Aber weiterhin beherrschen die mächtigen Verwaltungs- und Speichergebäude die Hafenlandschaft, Zeugen des industriegeschichtlichen Erbes von Groß-Berlin.

Westhafen, 2020. Eines der drei Hafenbecken wurde 2001 zugeschüttet. Neben dem Hafenbetrieb nutzen kulturelle Institutionen (wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz), das Amtsgericht Mitte mit seinem Grundbucharchiv oder Möbelgrossisten die historischen Speicher als Lager.
Foto Thomas Spier, apollovision
Blick auf das bis heute alles beherrschende, mit Eisenklinkern verblendete Hauptgebäude der Hafengesellschaft BEHALA, 2020.
Foto Thomas Spier, apollovision

Messegelände

Auch die Messe ist eine Schöpfung von Groß-Berlin. Auf ihrem jetzigen Standort startete sie 1924 mit der Ersten Großen Deutschen Funkausstellung. Der fast 150 Meter hohe, nach Plänen des Architekten Heinrich Straumer errichtete Funkturm wurde 1926 zur Dritten Großen Deutschen Funkausstellung in Betrieb genommen. Ein umfassendes Gestaltungskonzept für die Messe von Hans Poelzig und Martin Wagner aus den Jahren 1929 / 30 konnte nur fragmentarisch umgesetzt werden. Die 1931 eröffnete Bauausstellung war die wichtigste Werbeausstellung des Bauwesens in Berlin und bildete zugleich den Auftakt für die überregional beachteten Bauausstellungen in Berlin. Nach einem Brand im Jahr 1935 erhielt das Areal mit den Bauten von Richard Ermisch bis 1937 seine markante Gestalt. Heute präsentiert sich das im Jahr 1979 um das Internationale Congress Centrum (ICC) bereicherte Gelände als Ansammlung von Hallen, tangiert von Schnellstraßen. Der Vorteil einer innerstädtischen Messe ist zwar noch erhalten, ihre städtebauliche Schönheit ist aber mehr als angegriffen. Eine umfassende Aufwertung des Messegeländes einschließlich einer neuen Nutzung des ICC und einer neuen Gestaltung des Westkreuzes ist eine der großen Aufgaben der Zukunft.

Ein Tourismus-Plakat zeigt die Gebäude von Richard Ermisch von 1937. Die Bauten aus dieser Zeit und auch die aus den 1950er Jahren stehen heute unter Denkmalschutz.
Historisches Archiv zum Tourismus HAT, TUB

Hochschulstadt

Städtebaulicher Wettbewerb Hochschulstadt, Entwurf von Otto Kohtz, 1937. Der Vorschlag zeigt deutlich den Geist einschüchternder Herrschaftsarchitektur.
AM TUB, Nr. 9831

Die Hochschulstadt war eines der größten Projekte der nationalsozialistischen Diktatur in Berlin. Als ausschreibende Institution fungierte der Generalbauinspektor der Reichshauptstadt, Albert Speer. Ziel des Wettbewerbs war die Zusammenfassung sämtlicher Berliner Hochschulen zu einer neuen „Berliner Reichsuniversität“, die das „repräsentative westliche Einfahrtstor der Reichshauptstadt“ bilden sollte. An dem Wettbewerb nahmen 700 Architekten aus aller Welt teil, Preisträger wurden jedoch nie ermittelt. Kurz vor dem Wettbewerb wurde der Grundstein zur Wehrtechnischen Fakultät der Technischen Hochschule Berlin gelegt – als Auftakt zum Bau der Hochschulstadt, ja zur Neugestaltung der Reichshauptstadt überhaupt. Die Arbeiten wurden bis 1944 fortgeführt und dann eingestellt. Nach dem Krieg wurde über dem Rohbau gut 20 Jahre lang der Schutt kriegszerstörter Häuser aufgetürmt. Das Ergebnis ist der höchste Berg Berlins, der 114 Meter hohe Teufelsberg.

Filmstadt Babelsberg

Angestachelt vom Vorbild der 1937 eröffneten Cinecittà in Rom, war in Babelsberg mit Unterstützung von Joseph Goebbels eine Propagandastadt geplant, die Filmstadt Babelsberg, das „Filmzentrum Europas“, das sich bis Drewitz erstreckt hätte. Das Projekt wurde in die Planungen des Generalbauinspektors Albert Speer integriert. Die Bauarbeiten begannen 1938, blieben aber bald liegen. Der auffälligste Neubau war das von 1938 bis 1943 errichtete Präsidialgebäude des Deutschen Roten Kreuzes, ein kriegsrelevantes Projekt, heute ein Universitätsgebäude. Im Krieg verwandelte sich das Gelände in eine Stadt der Lager. Nach dem Krieg diente das mächtige DRK-Gebäude der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland und ab 1952 als Eliteschule für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR.

Das ehemalige Präsidialgebäude des Deutschen Roten Kreuzes, heute Teil des Universitätscampus Griebnitzsee, Potsdam. Der große Bau am S-Bahnhof Griebnitzsee ist ein Relikt der geplanten, aber nie realisierten Filmstadt während der nationalsozialistischen Diktatur.
Foto Harald Bodenschatz

Flughafen Schönefeld/BER

Der neue Flughafen Berlin Brandenburg BER von Südwesten, September 2019. Zwischen dem ersten Spatenstich im September 2006 und der Eröffnung im Oktober 2020 vergingen 14 Jahre. Wenn auch ursprünglich nicht so geplant, wird der neue Flughafen Berlin Brandenburg BER im 100. Jahr der Gründung von Groß-Berlin eröffnet werden! Das passt aber auch, denn kein städtebauliches Projekt wird die Gewichte der Metropole so stark verändern wie der neue Großflughafen. Innerhalb Berlins ist bereits ein neuer Entwicklungskorridor erkennbar, der den östlichen Spreeraum nach vorne rückt. Das Gleiche gilt für das Land Brandenburg, das mit Schönefeld einen neuen Boom-Raum erhält. Historisch ist der Flughafen – wie viele andere Orte der Metropole auch – Spiegel der wechselvollen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Er startete 1934 als Werksflughafen der Henschel- Werke im Dienst der nationalsozialistischen Luftwaffe. 1947 wurde der Werksflughafen auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland zum zivilen Hauptflughafen der DDR ausgebaut. BER soll nun die Flughäfen Schönefeld und Tegel ablösen.

Foto Günter Wicker, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Flughafen Tegel

Der Flughafen Tegel war eine Antwort auf die sowjetische Blockade der Versorgung der Westsektoren im Jahr 1948. Damals wurde durch die französische Besatzungsmacht ein neuer Flughafen eingerichtet, der den Flughafen Tempelhof bei der Luftbrücke entlasten sollte. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte das Gelände bereits der Erprobung der Luftschifffahrt gedient. 1930 wurde es als Raketenschießplatz genutzt. Der zivile Luftverkehr begann 1960, der charakteristische Flughafenbau wurde von 1965 bis 1975 errichtet. Die zunächst für 2012 geplante Einstellung des Flugbetriebs verzögerte sich freilich um etliche Jahre, aber 2020 ist es schließlich so weit – coronabedingt ohne angemessene Abschiedsfeier. Dann beginnt eine neue Phase mit einem Projekt der Tegel Projekt GmbH, das einen neuen Stadtteil mit bunter Mischung aus Wohnen, Lernen, Arbeiten und Forschen zum Ziel hat. Auch die Beuth-Hochschule soll dort eine weitere Heimstatt finden. Zusammen mit der neuen Siemensstadt wird die „Urban Tech Republic“ Tegel den Nordwesten Berlins stark verändern.

Nach der Schließung des Flughafens Tegel soll dort ein neuer, gemischt genutzter Stadtteil entstehen: das Wohnviertel Schumacher Quartier“ und „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“ zur Entwicklung urbaner Technologien.
Grafik Tim Dinter, Campus Berlin TXL

Güterverkehrszentren

Die Versorgung einer Metropole ist eine große Herausforderung, die vor 100 Jahren nicht zuletzt mit der Anlage des Westhafens erfolgreich bewältigt wurde. Ohne Umschlagplätze zur Verteilung der Güter kann keine Metropole überleben. Auch in dieser Frage ist Berlin auf Brandenburg angewiesen. Neben dem immer noch wichtigen Westhafen tragen im Umland Berlins vier große Güterverkehrszentren (GVZ) zur Sicherung der Versorgung bei: Wustermark (West), Großbeeren (Süd), Freienbrink (Ost) und Schönefelder Kreuz. Sie gehören zu den jüngsten Großbausteinen der Metropole. In den Zentren werden die Waren umgeladen: zwischen Schiene und Straße, im besten Fall auch noch vom Wasserweg und aus der Luft. Dort arbeiten Unternehmen unterschiedlicher Branchen zusammen. Attraktiv sind die Zentren von außen nicht, ihre Arbeitsabläufe aber faszinierend.

Luftbild des Güterverkehrszentrums Ost in Freienbrink.
LEG

EUREF-Campus Berlin

Der EUREF-Campus (Europäisches Energieforum) gehört ebenfalls zu den jüngeren großen Projekten Berlins von überregionaler Bedeutung. Er ist das Werk privatwirtschaftlicher Initiative des Architekten Reinhard Müller und hat das Ziel, Lösungen für die Stadt der Zukunft zu finden, die Energiewende zu fördern und auf dem Gelände auch selbst umfassend vorzuführen. 2007 begründet, hat sich der Campus auf einem weit älteren Gelände eingenistet, das ab 1871 der Gasversorgung diente. Das Leitbauwerk des Campus ist daher ein 1910 errichteter Gasometer. Daneben gibt es weitere bemerkenswerte sanierte historische Bauten, etwa des bedeutenden Architekten Alfred Messel. Auf dem Gelände wirken heute zahlreiche Unternehmen sowie Lehr- und Forschungseinrichtungen, die sich nachhaltiger Entwicklung verschrieben haben, darunter auch die Technische Universität Berlin. Seit 2017 ist der Campus Referenzort der Smart-City-Strategie des Landes Berlin.

„Messelbau“, 2020. Seine ursprüngliche Gestalt ist durch spätere Überformungen kaum noch erkennbar. Er dient heute als Veranstaltungsort.
Foto Thomas Spier, apollovision

Tesla Gigafactory

Das gerodete Areal der zukünftigen Tesla Gigafactory bei Grünheide, Februar 2020.
Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg in der märkischen Gemeinde Grünheide ist ein Wunschprojekt mit hochtrabendem Namen, das neueste Großprojekt, das das Gesicht der Metropole prägen könnte. Laut Plan sollen hier bereits Ende 2021 Elektro-Autos produziert werden. Noch gibt es keine Baugenehmigung, aber es wurden schon vorbereitende Arbeiten durchgeführt. Der Standort ist markant: gleich hinter Erkner, ganz in der Nähe des Güterverkehrszentrums Freienbrink, in Sichtweite des äußeren Autobahnrings und in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens BER. Ein Erfolg der Region im weltweiten Wettbewerb um Zukunftstechnologien! Allerdings verzögerte das Coronavirus das Bauvorhaben: Die gesetzlich vorgeschriebene Bürgeranhörung konnte zunächst nicht wie geplant stattfinden. Auffällig ist, dass sich alle beteiligten Stellen der öffentlichen Hand bemühen, das große Industrieprojekt gemeinsam und rasch voranzubringen – ein gutes Signal.

Foto Ralf Roletschek, GFDL 1.2 only
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Ausstellung Raum 7

Gefragt wie ungefragt

Planungskultur 

Die städtebauliche Entwicklung der Metropole wurde immer wieder von heftigen Auseinandersetzungen begleitet, an denen sich nicht nur Fachwelt, Politik und Verwaltung, sondern auch Wirtschaft und Zivilgesellschaft beteiligten. Dabei ging es um Ziele, Instrumente, Institutionen und Geld. Damit auch um mehr oder weniger einflussreiche Interessen. Schon Groß-Berlin selbst war umstritten. Nach 1920 entstanden neue Konfliktfronten: Bezirke gegen Magistrat (Senat), Groß-Berlin gegen Brandenburg. In den 1970er und 1980er Jahren erreichten die städtischen Konflikte einen Höhepunkt. Auch nach dem Fall der Mauer begehrte das Volk auf. Berlin heißt auch: Protest! Heute steht noch immer die Ordnung des Verhältnisses zwischen Bezirken und Senat sowie zwischen Berlin und Brandenburg beziehungsweise bisweilen sogar zwischen Berlin und Bund auf der Tagesordnung. Und die Schaffung von Behörden, Plänen und Plattformen, die das Wachstum steuern sollen – immer im Dialog mit zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren. Eine sich langsam wieder stabilisierende administrative Handlungsfähigkeit muss ausgebaut werden.

Die Verwaltungsorganisation des neuen Berlin hat zwei besondere Kennzeichen: Erstens die Bezirke haben im Rahmen des Haushalts und der Verwaltungsgrundsätze weitgehende Selbständigkeit, zweitens es fehlt eine leicht und schnell arbeitende innere Verbindung zwischen Magistrat und Bezirkskörperschaften […].

[…] es läßt sich nicht leugnen, daß die Organisation der Verwaltung noch keineswegs ideal ist. Sie muß und kann wesentlich vereinfacht und verbessert werden.

Im heutigen demokratischen Staat ist der Bürger der Steuermann und sind die Beamten die Ruderer des Gemeindeschiffes.

Die Selbstverantwortung und Initiative der Bürgerschaft wird durch zentrale Organisation einer Verwaltung keineswegs aufgehoben.

Das Verwaltungsproblem Berlin ist unvollkommen gelöst. […] Es ist heute allgemeine Überzeugung, daß eine Vereinfachung der Berliner Stadtverfassung und -verwaltung kommen muß und im dringenden Interesse der Bevölkerung liegt.

Wirtschaft und Stadtverwaltung dürfen nicht gegeneinander-, sondern müssen miteinander arbeiten.

Gustav Böß, Oberbürgermeister 1919–1929
Berlin von heute.
Stadtverwaltung und Wirtschaft.
Berlin 1929

Städtebau und Herrschaft

Groß-Berlin hat eine harte Zickzack-Karriere im Städtebau hinter sich. Die Entstehung der Großstadt während der Kaiserzeit wurde maßgeblich durch einen privatwirtschaftlichen Städtebau gesteuert: durch große Terraingesellschaften, private Verkehrsgesellschaften und – als deren finanzielles Rückgrat – die Großbanken. Die öffentliche Hand setzte nur Grundregeln – durch den Hobrecht-Plan 1862, das Preußische Fluchtliniengesetz von 1875 und die immer wieder korrigierten Bauordnungen für Berlin und das Umland. Im Groß-Berlin der Weimarer Republik änderte sich alles: Die Kommune wurde nun zum federführenden Akteur des Städtebaus – des Wohnungsbaus wie des Baus von Infrastruktur (Verkehr, Energieversorgung und Großstadtgrün). Sie stützte sich dabei auf eigene oder kontrollierte Unternehmen. In der NS-Zeit wurde die führende Rolle der Kommune ausgeschaltet, der Zentralstaat übernahm den Taktstock im Städtebau. Der staatlich gesteuerte Städtebau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Grundsatz fortgeführt, wenngleich in einer komplizierten Form: Der Einfluss der Alliierten, des jeweiligen Zentralstaates und der Kommune variierte über die Jahrzehnte der Teilung, beide Stadthälften hingen aber immer am Tropf ihres Staates. Erst nach der Wiedervereinigung gewann der privatwirtschaftliche Städtebau wieder an Boden.

Privatwirtschaftlicher Städtebau

Foto Unternehmensarchiv Bilfinger SE, Mannheim

Georg Haberland an seinem 70. Geburtstag am 14. August 1931. Als Direktor einer der einflussreichsten Terraingesellschaften Berlins, der Berlinischen Boden-Gesellschaft (BBG), entwickelte Haberland ganze Stadtteile wie das Bayerische und das Rheinische Viertel. Er war als Unternehmer, Politiker und Autor zweifellos der wichtigste Vertreter des privatwirtschaftlichen Städtebaus in Berlin. Wenig bekannt ist, dass er auch nach dem Ersten Weltkrieg in kommunalwirtschaftlicher Zeit in großem Umfang weiter tätig war, jetzt aber nur im Auftrag anderer, etwa bei der Anlage der Siedlung Neu-Tempelhof, beim Bau des großen Wohnquartiers südlich des Südwestkorso, bei der Errichtung des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz und des St. Joseph-Krankenhauses in Tempelhof sowie bei der Anlage von Straßenbahnhöfen der BVG. Nach dem Tod Georg Haberlands Ende 1933 wurde dessen Unternehmen schrittweise „arisiert“, sein Sohn Kurt aus dem Vorstand verdrängt, 1941 verhaftet und 1942 im KZ Mauthausen ermordet.

Kommunalwirtschaftlicher Städtebau

Martin Wagner, um 1930. Nicht erst als Stadtbaurat von Berlin ab 1926 war Wagner ein leidenschaftlicher Vertreter des kommunalwirtschaftlichen Städtebaus, der auch private Investoren einzubinden versuchte. Sein Engagement etwa für einen neuen Wohnungsbau, eine autogerechte Stadt, den Ausbau des Strandbades Wannsee und einen radikalen Umbau der Berliner Altstadt war jedoch nur partiell von Erfolg gekrönt. Vor allem gegen Ende der Weimarer Republik sah er – nicht nur wegen der Weltwirtschaftskrise – sein Werk scheitern. Nach 1933 versuchte er sich an die neuen Verhältnisse eines zunehmend staatswirtschaftlichen Städtebaus anzupassen. So forderte er in der „Deutschen Bauzeitung“ 1934 unter einem Pseudonym die Einsetzung eines „Staatskommissars für die Sanierung der City von Berlin“, eines „Führers der City von Berlin“. Im Jahr 1935 verließ Martin Wagner Deutschland.

Akademie der Künste Berlin, Martin-Wagner-Sammlung, 21 F.2

Staatswirtschaftlicher Städtebau

Albert Speer, um 1938. Als Generalbauinspektor (GBI) für die Reichshauptstadt war Speer während der NS-Diktatur von 1937 bis 1945 für die Planung des Großraums Berlin verantwortlich. Er verfügte über Sondervollmachten wie Sonderfinanzen und konnte sich über die Wünsche der Kommunen, auch der Reichshauptstadt, hinwegsetzen. Die Grenzen von Groß-Berlin waren für ihn unerheblich. Seine Pläne reichten bis zum äußeren Autobahnring. Berüchtigt sind die Projekte des GBI für das neue Zentrum Berlins. Weniger bekannt ist das größte Projekt im Außenbereich, die sogenannte Südstadt entlang der Südachse. Wie keine andere führende Person der NS-Diktatur verkörperte er den staatswirtschaftlichen Städtebau, der die Ausschaltung kommunaler Autonomie und die umstandslose Enteignung privaten Eigentums zur Voraussetzung hatte. Mit seinen Planungen war er Mitverantwortlicher der Verbrechen im Nationalsozialismus.

Bundesarchiv, Bild 183-V00555-3

Widersprüche von Groß-Berlin

Von Anfang an war es offensichtlich: Das Verhältnis zwischen Magistrat und den Bezirken war durch das Groß-Berlin-Gesetz von 1920 nicht zureichend geregelt, erst recht nicht das Verhältnis zwischen Groß-Berlin und der Provinz Brandenburg. Diese beiden Geburtsfehler Groß-Berlins belasten Politik und Verwaltung bis heute. Für die Steuerung einer wachsenden Metropole sind sie besonders hinderlich. Die Vorschläge der Expertenkommission zur „Verbesserung der gesamtstädtischen Verwaltungssteuerung“, die im Sommer 2018 ihren Schlussbericht vorlegte, müssen wieder ans Licht geholt und um politische Reformen ergänzt werden! Der Vorschlag für einen Regionalrat, der von der Stiftung Zukunft Berlin angestoßen worden ist, verdient ebenfalls Aufmerksamkeit. Ohne eine Überwindung der beiden Geburtsfehler Groß-Berlins verlaufen alle gut gemeinten städtebaulichen Strategien für die Metropole im institutionellen Sande.

Paul Wittig: Das Verkehrswesen der Stadt Berlin und seine Vorgeschichte. Privatdruck. Berlin 1931, S. 79

Bezirke versus Magistrat/Senat

Karte von Groß-Berlin, veröffentlicht 1931. Die Riesenstadt wurde von Anfang an aufgeteilt – in 20 Bezirke, die die politisch-räumlichen Entwicklungen vor 1920 spiegelten. Dazu gehörten auch die sechs inneren Bezirke, in die Alt-Berlin aufgeteilt wurde. Während die inneren Grenzen säuberlich gezogen wurden, waren die Kompetenzgrenzen zwischen Magistrat und Bezirken im Laufe der Schlussverhandlungen zur Sicherung einer Mehrheit in der Preußischen Landesversammlung nicht klar geklärt worden – ein Problem bis heute.

Große Kämpfe um den Städtebau 

Groß-Berlin war von Anfang eine Hauptstadt des Protestes, ein Zentrum gesellschaftspolitischer Kämpfe um den richtigen Städtebau. Viele dieser Kämpfe sind heute vergessen. Das gilt etwa für den großen Streit über die Bebauung des westlichen Tempelhofer Feldes um 1910. Schon immer ging es auch um bezahlbare Wohnungen, nicht nur in der Weimarer Republik. Einen Höhepunkt erreichten die Kämpfe um die Stadt in den 1970er und 1980er Jahren. Damals rückte die Kahlschlagsanierung in Ost und West ins Visier, mehr und mehr auch schon der Autoverkehr. Nach der Wiedervereinigung wurde weiter gestritten – mit Bürger- und Volksentscheiden, etwa gegen Mediaspree und die Bebauung des Tempelhofer Feldes. Gesellschaftlicher Streit ist notwendig, gut für die Metropole ist er aber nur, wenn er konstruktiv über den besten Weg in eine nachhaltige Zukunft geführt wird.

Gegen eine dichte Bebauung des Tempelhofer Feldes!

Plan von Hermann Jansen für das Tempelhofer Feld, Beitrag zum Wettbewerb Groß-Berlin 1908 – 1910. Hinter diesem suggestiven Plan verbirgt sich ein erbitterter Streit, der damals um die Bebauung des westlichen Tempelhofer Feldes ausgefochten wurde. Kontrahenten waren vor allem der Militärfiskus als Eigentümer des Truppenübungsplatzes, die Stadt Berlin, die Gemeinde Tempelhof, der Kreis Teltow, die Provinz Brandenburg, einige Großbanken und Terraingesellschaften. Gegenstand des Streits war nicht nur die Frage, wer hier zum Zuge kommen, sondern auch, wie dicht die neue Bebauung sein sollte. Daher war das Projekt auch Teil der Auseinandersetzungen um den Kurs des Städtebaus für Groß-Berlin. Die Durchsetzung einer hohen Bebauungsdichte durch den Militärfiskus, der so 1910 einen hohen Verkaufserlös erzielen konnte, war freilich ein Pyrrhussieg, denn nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein suburbanes Bebauungskonzept verfolgt.

AM TUB, Nr. 20563
Käthe Kollwitz Museum Köln, Kreide- und Pinsellithographie (Umdruck), Kn 122 I

Für Groß-Berlin!

Plakat mit einer Zeichnung von Käthe Kollwitz, 1912. Groß-Berlin selbst war bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg Gegenstand eines erbitterten Streits. Einer der Beteiligten war der „Propaganda- Ausschuss für Gross-Berlin“. Das Plakat des Ausschusses kündigt eine Versammlung gegen die grassierende Wohnungsnot in Berlin an. Wegen des anklagenden Motivs ließ es der Polizeipräsident entfernen.

Gegen steigende Mieten!

Mietstreik in der Köpenicker Straße, 23. September 1932. Die Mieter kämpften unter der Parole „Erst das Essen, dann die Miete“. Sie hängten Fahnen mit Hammer und Sichel, aber auch mit dem Hakenkreuz aus ihren Hinterhoffenstern. Ende 1932 streikte die gesamte Kösliner Straße im Wedding, die röteste Straße im rötesten Stadtteil. Der letztlich wenig erfolgreiche Mietstreik gegen Ende der Weimarer Republik war die größte derartige Protestaktion in der Geschichte Berlins.

Bundesarchiv, Bild 146-1970-050-13
Kunst- und Kulturzentrum Kreuzberg, Sammlung Harald Bodenschatz

Gegen Kahlschlagsanierung!
West-Berlin

Plakat „Selbsthilfe in Kreuzberg SO 36“. Die Kahlschlagsanierungen der 1970er und 1980er Jahre bedrohten im Wedding und in anderen Stadtteilen West-Berlins nicht nur die Altbauten, sondern vor allem auch die Lebensverhältnisse der Bewohner. Als immer mehr Straßenzüge dem Abriss zum Opfer fielen, erhob sich ein beispielloser Protest, der von einer breiten Allianz aus Betroffenen, politischen Initiativen und Intellektuellen unterstützt wurde. Zugleich gründeten sich zahlreiche Initiativen, auch Selbsthilfeprojekte, die die bedrohten Bauten mit neuem Leben füllten.

Gegen Kahlschlagsanierung!
Ost-Berlin und Potsdam

Plakat zur Ausstellung „Suchet der Stadt Bestes“, 1989. In Ost-Berlin und anderen Städten der DDR, etwa in Potsdam, verstärkte sich der Protest gegen den Verfall und drohenden Abriss von Altbauten in den 1980er Jahren. Er erreichte 1989 einen Höhepunkt und trug wesentlich dazu bei, dass die DDR zusammenbrach. Die Ausstellung in Potsdam prangerte im Sommer 1989 den Verfall und drohenden Abriss der zweiten barocken Stadterweiterung an. Sie wurde 2019 im Stadtmuseum Potsdam – nach 30 Jahren – erneut gezeigt, fand aber in Berlin nicht die gebührende Aufmerksamkeit.

Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Plakatgestaltung: Waldemar Strempler
Foto Wolfgang Mahnfitz

Gegen die autogerechte Stadt!
Bürgerinitiative Westtangente

Bürgerinitiative WesttangenteDemonstration des Bürgerkomitees Verkehrspolitik (seit 1974 Bürgerinitiative Westtangente) in West-Berlin am Kurfürstendamm, Juli 1972. Der Protest richtete sich erstmals in größerer Breite gegen die Stadtzerstörung im Rahmen der Planungen für ein autogerechtes Berlin. Im Mittelpunkt stand der Kampf gegen weitere Stadtautobahnen, vor allem gegen die Westtangente.

Mediaspree versenken!

Protestaktion „Investorenbejubeln“, Juli 2008. Auch nach der Wiedervereinigung Berlins kam es zu Protesten. Sie richteten sich mehr und mehr gegen Verdrängung durch steigende Mieten, aber auch gegen die autogerechte Stadt. Ein erster, höchst professioneller und die weiteren gesellschaftlichen Auseinandersetzungen beeinflussender Protest betraf eines der bedeutendsten Entwicklungsgebiete des neuen Berlin während der 1990er Jahre: den östlichen Spreeraum. Der dort tätige Initiativkreis „Mediaspree versenken“ stellte sich gegen verschiedene Investorenprojekte zur Bebauung des Spreeufers. Doch trotz eines erfolgreichen Bürgerentscheids 2008 wurden die Forderungen nur fragmentarisch umgesetzt.

Foto Ulrich Hofmann und Adrian Lang, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4365237w

Im Namen des Volkes:
100% Tempelhofer Feld!

Plakate der Demokratischen Initiative „100 % Tempelhofer Feld“, 2014. Nach der Schließung des Tempelhofer Flughafens 2008 hatte der Senat kein überzeugendes Konzept für die weitere Entwicklung vorzuweisen. Nach heftigen Konflikten über eine Teilbebauung am Rande des riesigen Tempelhofer Feldes setzte eine 2012 gegründete Bürgerinitiative mit Partnern in Politik und Gesellschaft durch einen erfolgreichen Volksentscheid überraschend klar eine „innerstädtische Offenlandschaft“ durch.

Demokratische Initiative 100 % Tempelhofer Feld
Demokratische Initiative 100 % Tempelhofer Feld
Demokratische Initiative 100 % Tempelhofer Feld

Für bessere Straßen und Plätze!

Straßenfest am Bundesplatz, dem Herzstück der Bundesallee, initiiert von der Initiative Bundesplatz mit Unterstützung des Council for European Urbanism Deutschland, Oktober 2015. Die Bundesallee ist nicht irgendeine Straße, der Bundesplatz nicht irgendein Platz. Beide fallen schon durch ihren besonderen Namen auf, sie bilden überdies eine der auffälligsten städtebaulichen Figuren im Berliner Stadtgrundriss. Sie sind beide – neben der Stadtautobahn – die eindringlichsten Zeugen des Umbaus von West-Berlin zu einer autogerechten Stadt. Seit 2010 setzt sich die Initiative Bundesplatz, eine der größten Bürgerinitiativen Berlins, für die Wiederbelebung des Platzes als Aufenthaltsort, für die Eindämmung des Autoverkehrs und mittelfristig für die Aufgabe des Tunnels ein – bislang, trotz aller verbalen Unterstützung, mit begrenztem Erfolg.

Postkarte, Polinna Hauck Landscape + Urbanism / studio amore Burke Harmel Jank GbR
Kotti Coop e. V. / Kotti & Co

Wir bleiben alle!

Broschüre von „Kotti Coop e. V.“, 2019. Mieterhöhungen und Mieterverdrängungen führten im letzten Jahrzehnt zu einer breiten Protestbewegung in der Berliner Innenstadt, in erster Linie im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. „Kotti Coop“ wurde 2015 von Anwohnerinnen und Anwohnern des Kottbusser Tors gegründet und engagiert sich für eine „soziale Mieten- und Stadtteilentwicklung“. Der Verein ist Teil einer bunten Initiativenlandschaft rund um das Kottbusser Tor.