Jede europäische Großstadt muss in 50 Jahren klimaneutral sein. Dabei wird die Zuwanderung in Metropolregionen weiter zunehmen, selbst wenn global die Bevölkerung abnehmen sollte.
Um diese Herausforderung – drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes bei anhaltendem demographischem Wachstum – zu bewältigen, setzen wir nicht auf die Versprechen der Green-Tech-Ideologie, sondern auf die Kraft der Planung. Dafür finden sich in Berlin-Brandenburg einige Anknüpfungspunkte: verdichtete und durchmischte Gebäudetypologien, viele Wälder und Parks, reichhaltig Wasser, beträchtliche Agrarflächen sowie ein relativ emissionsschwacher Arbeitsmarkt. Im letzten Jahrzehnt hat jedoch die rasante, zumeist freifinanzierte Entwicklung der Innenstadt zur Versiegelung vieler Freiräume und zur Verdrängung vieler Menschen geführt, die nun in die Stadt zur Arbeit pendeln. Dadurch hat nicht nur der CO2-Ausstoß zugenommen, auch verklumpen die zentralen Gebiete durch exklusive Wohn-, Büro- und Einkaufskomplexe, während die suburbanen Gebiete weiter zersiedelt werden.
Aufbauend auf Planungen von Hermann Jansen, Walter Moers und O.M. Ungers setzt unser Vorschlag auf eine Stadtentwicklung, die intensiven Städtebau, Biodiversität und Landwirtschaft in ein produktives Verhältnis setzen will. Unser Plan sieht erstens vor, die Region aufzuholzen, Wälder miteinander zu verbinden, um sie als kontinuierlichen Raum durch die Stadt-Landschaft fließen zu lassen. Er sieht zweitens vor, dass die Region in Bezug auf die Ernährung autark wird. Die ökologische Agrarwende wird so zu planen sein, dass kleinteilige Permakulturen Bestandteil des Städtebaus werden. Der Plan sieht drittens vor, zentrale Orte außerhalb des Rings funktional zu stärken und somit die polyzentrische Figur der Region zu stabilisieren. In dem Maße, wie in peripheren Zentren mehr komplementäre Funktionen zum Wohnen untergebracht werden, werden in der Innenstadt bezahlbarer Wohnraum – Baugemeinschaften und Genossenschaften – als „normale“ Stadtstrukturen hergestellt. Es geht darum, den Bewohnern in der Region nicht mehr, sondern weniger Mobilität zu ermöglichen. Doch wenn wir mehr Wälder, landwirtschaftliche Flächen und gemeinschaftliches Wohnen wollen, wo sollen wir dann bauen? Wir schlagen vor, die fossilen Infrastrukturen des 20. Jahrhunderts, die Autobahnen, Landstraßen und Parkplätze, in belebte Avenuen und Boulevards umzubauen, in sozial wie funktional durchmischte Stadtviertel, die durch Straßenbahnen miteinander verbunden werden.